Forschung

Forschungsthemen

Wir interessieren uns für alle kognitiven und emotionalen Prozesse, die der sozialen Interaktion und Kommunikation zugrunde liegen. Zu den Phänomenen, die wir untersuchen, gehören u.a. das Verständnis der mentalen Zustände anderer (z.B. Theory of Mind), Empathie, Entscheidungsfindung in sozialen Kontexten, soziale Bewertungen, Emotions- und Gesichtserkennung sowie sozial-emotionale Kompetenzen bei Personen mit und ohne Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion (z.B. Autismus-Spektrum-Störungen und soziale Angst).

Methoden

Wir verwenden eine Vielzahl von Forschungsmethoden wie zum Beispiel Verhaltenstestungen, Selbstberichte, Eye-Tracking, sMRI, fMRI, EEG und andere psychophysiologische Methoden. Wir legen einen hohen Wert auf ökologische Validität – indem wir zum Beispiel Videos von komplexen sozialen Interaktionen verwenden.

Unsere Tools

Unsere Gruppe hat verschiedene Anwendungen zum Training und zur Messung sozio-kognitiver Fähigkeiten bei Kindern und Erwachsenen entwickelt.

Verantwortliches Forschen

Um ProbandInnen aus dem Autismus-Spektrum die Teilnahme an unserer Forschung so angenehm wie möglich zu machen, berücksichtigen wir die Checkliste für autismusfreundliche Forschung der AFK und den Terminologie-Leitfaden für die Autismus-Forschung.

Partizipative klinische Forschung verbessert die Relevanz und Qualität von Studien und stärkt Betroffene. Um diesen eine aktivere Teilnahme an Themenwahl, Planung, Durchführung und der Verbreitung von Forschungsergebnissen zu ermöglichen, gibt es den Berliner Kreis für partizipative Forschung in der Klinischen Psychologie und Psychiatrie (B-Part).


Aktuelle Projekte

Autismus und Soziale NeurowIssenschaften

Wie werden Belohnungen von Menschen im Autismus-Spektrum verarbeitet? Wie zeichnen sich diese Veränderungen im Gehirn ab? Unterscheidet sich die soziale Wahrnehmung von Erwachsenen mit und ohne Kindern? Diesen und anderen Fragen widmen wir uns in den verschiedenen Forschungsprojekten im Bereichen Autismus und Soziale Neurowissenschaften.

Projekte für den Bereich Autismus und Soziale Neurowissenschaften:

Transdiagnostische Interaktionsfokussierte Gruppenpsychotherapie (TINGO) für Menschen im Autismus-Spektrum, mit sozialer Phobie oder chronischer Depression 

Finanzierung: Humboldt-Universität zu Berlin / Institut für Psychologie

2019 – heute

Wissenschaftler/in: Renata Wacker

Menschen im Autismus-Spektrum, mit sozialer Angst oder chronischer Depression sind mit einer Reihe ähnlicher Herausforderungen konfrontiert. Die Interaktion mit anderen Menschen kann ihnen sehr schwerfallen, infolgedessen erleben sie häufig ein hohes Maß an sozialem Stress und Angst, und ziehen sich schließlich zurück. Ausgehend von diesen Gemeinsamkeiten wurde TINGO als transdiagnostischer Ansatz für diese Patientengruppen entwickelt, wobei hier verhaltenstherapeutische und psychodynamisch informierte therapeutische Strategien integriert werden. Zentrale Elemente von TINGO sind die Identifikation individueller Beziehungserwartungen im Sinne unbewusster Übertragungsmuster, und die Ermöglichung korrigierender Beziehungserfahrungen im Rahmen von praktischen Rollenspielen. Besondere Beachtung findet hierbei verbales und nonverbales interpersonelles Verhalten gemäß des Kiesler-Kreises (Kiesler, 1982, Guhn et al, 2019) und das Konzept sozialer Kompetenz nach Hinsch & Pfingsten (2015). Außerdem greift das Therapiekonzept wichtige Bestandteile des CBASP-Gruppenprogramms (Schramm et al., 2012) auf. Übergeordnete therautische Ziele sind zum einen die Einsicht in eigene typische Reaktionsmuster und darunterliegende dysfunktionale Beziehungsannahmen, und zum anderen der Erwerb flexiblerer Verhaltensstrategien, die zu mehr Zufriedenheit im Umgang mit anderen Menschen beitragen.


Transdiagnostische Untersuchung der sozialen Interaktion bei Autismus und sozialen Angststörungen: die Rolle neurobiologischer und immunologischer Marker

Finanzierung: Exzellenzcluster NeuroCure

2019- 2021

PIs: Prof. Dr. Isabel Dziobek, Prof. Dr. Stefan Gold

Wissenschaftler/in: Simón Guendelman

Kooperationspartner: Prof. Dr. Stefan Gold

Neuere Konzeptualisierungen psychischer Störungen haben sich von separaten kategorialen Definitionen hin zu dimensionalen und gemeinsamen pathophysiologischen Mechanismen verschoben. In Übereinstimmung damit wurde das Rahmenwerk der Research Domain Criteria (RDoC) vorgeschlagen, um das Verständnis gemeinsamer Dimensionen wie z. B. soziale Prozesse oder Erregungs-/Regulationssysteme auf mehreren Analyseebenen bei psychischen Erkrankungen zu fördern, mit dem Versprechen, neue diagnostische und therapeutische Strategien zu entwickeln. Dieses Projekt untersucht die Domäne der sozialen Prozesse und konzentriert sich dabei transdiagnostisch auf Autismus-Spektrum-Störungen und soziale Angststörungen unter Verwendung eines mehrstufigen RDoC-Ansatzes, der Störungen der sozialen Interaktion auf Verhaltens-, Neuronen- und immunologischer Ebene abbildet.


Emotion, persönliche Relevanz und Belohnungsverarbeitung in Autismus und neurotypischer Kognition

Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institute of Psychology

2018 -2021

Wissenschaftler/in: Mareike Bayer

Unser kognitives System priorisiert Informationen, die für uns relevant sind – emotionale Gesichtsausdrücke, vertraute Personen, unser Lieblingsessen. Wir untersuchen den Einfluss von Relevanz auf die kognitiven Verarbeitung von der Ebene der visuellen Wahrnehmung bis zu übergeordneter sozialen Kognition in Autismus und neurotypischer Kognition. Für unsere Forschung verwenden wir EEG, Neuroimaging (fMRT) , periphere psychophysiologische Maße, Eye-Tracking und simultanes EEG-FMRT (in Zusammenarbeit mit Prof. Tom Johnstone, Melbourne). Darüber hinaus interessieren wir uns für den relativen Einfluss und das Zusammenspiel von sensorischer Wahrnehmung und übergeordneter Kognition auf die Wahrnehmung der sozialen und nicht-sozialen Welt um uns herum.


Soziale Wahrnehmung von Kindern und Erwachsenen bei Eltern und kinderlosen Erwachsenen

Finanzierung: Einstein Center for Neurosciences

2018 -2021

Wissenschaftler/in: Irene Sophia Plank

Von all den Fähigkeiten, die Eltern ihren Kindern mitgeben, sind soziale Kompetenzen mitunter die wichtigsten, da sie späteren Erfolg sowohl im sozialen als auch im Arbeitsleben vorhersagen. Theory-of-Mind, Empathie und Mitgefühl sind essentiell, um soziale Interaktionen zu meistern. Wenn Eltern jedoch Defizite in diesen Bereichen haben und von psychischen Störungen betroffen sind, kann es sein, dass sie nicht in der Lage sind, diese Fähigkeiten an ihre Kinder weiterzugeben. Um diesen Effekt zu untersuchen, benötigt man sensitive und objektive Aufgaben, die kognitive und affektive Reaktionen der Erwachsenen auf Stimuli mit Kindern messen. Mein Projekt hat zum Ziel, solch Aufgaben zu entwickeln und in gesunden Eltern und Erwachsenen ohne Kinder zu evaluieren. Diese Aufgaben werden dann verwendet, um eine mentalisierungsbasierte Intervention in Eltern zu untersuchen und mehr Licht auf die Natur sozialer Kompetenzen im Kontext von Elternschaft und psychischen Störungen zu werfen.


Belohnungsverarbeitung in der Autismus-Spektrum-Störung

Finanzierung: Deutscher Akademischer Austauschdienst, Berlin School of Mind and Brain

2016 -2020

Wissenschaftler/in: Magdalena Matyjek

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind oft mit der atypischen Verarbeitung von Belohnungen verbunden. Bei Menschen mit ASS sind im Hinblick auf soziale Beeinträchtigungen besonders eine verminderte Sensibilität und Responsivität für soziale Anreize (z.B. Lächeln) und damit eine verminderte soziale Motivation hervorzuheben. Innerhalb der Literatur gibt es jedoch keine einheitliche Aussage dazu, was das Ausmaß dieser Beeinträchtigungen betrifft. Steht Autismus im Zusammenhang mit Beeinträchtigungen in der spezifischen sozialen Belohnungsverarbeitung oder manifestiert sich diese Dysfunktion weiter auch in anderen, nicht-sozialen Bereichen? Sind verschiedene Phasen der Belohnungsverarbeitung (Belohnungsantizipation und der Erhalt einer Belohnung) gleichermaßen betroffen oder können sie getrennt voneinander betrachtet werden? In diesem Projekt untersuchen wir die Reaktionsfähigkeit auf soziale Belohnungen (das Lächeln eines relevanten Interaktionspartners) und monetäre Belohnungen unter Verwendung von ereignisbezogenen Hirnpotentialen (erfasst mit EEG), Pupillenerweiterung (Eye-Tracking) und Verhaltensmaßen (Reaktionszeiten, Bewertungen, Fragebögen) bei Teilnehmern mit ASS und neurotypischen Teilnehmern mit einem unterschiedlichen Grad autistischer Merkmale.


Digitale Interventionen

Wie können wir die sozio-emotionalen Kompetenzen bei Kindern und Erwachsenen mit und ohne Autismus mithilfe von digitalen Interventionen stärken? Können Roboter autistischen Kindern emotionale Kompetenzen vermitteln?Innerhalb unseres Forschungsbereichs Digitale Interventionen werden diese und andere Projekte gezeigt, die sich mit der Entwicklung und Evaluation von technik-basierten Tools auseinandersetzen.

Projekte für den Bereich Digitale Interventionen:

DIVAN-KIDS: Digitale InterVention zur ANgstreduktion für Kinder. Therapeutische Konzeption und klinische Validierung

Finanzierung: Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz

2023 – 2026

Wissenschaftler/in Simone Kirst

PIs:  Prof. Dr. Isabel Dziobek

Das Verbundprojekt DIVAN Kids zielt auf die Entwicklung einer digitalen Anwendung für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren mit der Verdachtsdiagnose Angststörung (insb. Soziale Angst, Trennungsangst, generalisierte Angst). Die Anwendung soll in Vorbereitung auf/in Begleitung einer ambulanten Psychotherapie eingesetzt werden, um eine Chronifizierung der Angstsymptomatik zu verhindern und die Lebensqualität der Patient*innen zu steigern. Dazu stellt sie digitale, evidenzbasierte Therapieprogramme mit kindgerecht aufbereiteten psychoedukativen Ressourcen und Übungen zur selbstständigen Anwendung im Alltag bereit. Neben dem transdiagnostischen Training sozio-emotionaler Kompetenzen „Zirkus Empathico” wird ein virtuelles Expositionstraining entwickelt, welches Patient*innen mittels eines Gamification-Szenarios zur Durchführung von Expositionsübungen in der virtuellen und in der realen Umgebung motiviert. Dabei sollen echtzeitfähige Verfahren der sensorbasierten Emotionserkennung (affective computing) eingesetzt werden, um emotionale Zustände der Patient*innen zu erfassen. Dies ermöglicht die Bereitstellung von Biofeedback sowie ein Monitoring der Patient*innen. Zur Information von Psychotherapeut*innen beinhaltet die Anwendung zudem eine digitalisierte Verlaufsmessung. Dazu gehört u. a. ein in DIVAN Kids zu entwickelndes digitales Testverfahren zur Detektion sozialer Angst („Simulated Interaction Task für Kinder”, Kids-SIT, vergl. SIT) mittels affective computing. Entwicklungsbegleitend werden im Rahmen eines partizipativen Forschungsansatzes Fokusgruppen, Usability- und Feasibility-Studien durchgeführt.

Neben dem zweiten wissenschaftlichen Projektpartner, Prof. Dr. Sebastian Schnieder, Fachbereich Psychologie, Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW), sind die Unternehmen Intecsoft GmbH & Co. KG und Nurogames GmbH am Projekt beteiligt. Des Weiteren wird die Anwendung in Kooperation mit Prof. Dr. Julia Asbrand, Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters, Universität Jena und Prof. Dr. Hanna Drimalla, AG Multimodal Behavior Processing, Universität Bielefeld, verwirklicht.


Klinische Evaluation des onlinebasierten Selbsthilfekurses Selfapy für Personen mit Chronischen Schmerzen

Finanzierung: Selfapy GmbH, Auftragsforschung über die Humboldt-Innovations GmbH.

2021 – 2024

Wissenschaftler/in Simone Kirst, Sandra Naumann

PIs:  Prof. Dr. Isabel Dziobek

Der Online-Kurs der Firma Selfapy GmbH ist eine digitale Anwendung für Betroffene von chronischen Schmerzen im Rückenbereich. Der Kurs vermittelt Methoden und Techniken basierend auf der kognitiven Verhaltenstherapie und unterstützt bei der Durchführung sowie der Dokumentation der Übungen, mit dem Ziel, die Symptomatik der oder des Anwendenden zu verbessern. Im Forschungsprojekt wird zwecks permanenter Aufnahme des Selfapy Kurses in das DiGa-Verzeichnis des BfArM anhand einer randomisiert-kontrollierten Onlinestudie untersucht werden, ob der Kurs Schmerzsymptome reduziert, und damit das Wohlbefinden der Betroffenen steigert.


Eine multizentrische, randomisierte klinische Studie zur Erfassung der Effekte einer KVT-basierten Gruppentherapie (FASTER) und eines Software-basierten Trainingszur Verbesserung der sozialen Kognition (SCOTT) für Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störungen

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Klinische Studien Programm (Antragsnummer: TE280/18-1)

2018 – 2021

Wissenschaftler/in: Charlotte Küpper

PIs: Prof. Dr. Ludger Tebartz van ElstProf. Dr. Isabel Dziobek

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind tiefgreifende und chronische Entwicklungsstörungen mit einer Prävalenz von ca. 1% und einer hohen Komorbiditätsrate. Derzeit existieren nur wenige evidenzbasierte therapeutische Behandlungsansätze für hochfunktionale Erwachsene mit ASS. Kürzlich wurden zwei Interventionen zur Verbesserung der sozio-emotionalen Kompetenzen entwickelt: das Freiburger AspergerSpezifische Therapiemanual für Erwachsene (FASTER) und das Social Cognition Training Tool (SCOTT). FASTER ist ein publiziertes manualisiertes Gruppenpsychotherapieprogramm, das verschiedene Module zu Psychoedukation, Emotionsregulation und Sozialer Kompetenz enthält. SCOTT ist ein Software-basiertes manualisiertes Trainingsprogramm, das Menschen helfen soll, Emotionen anhand Gesichtsausdruck, Stimmmelodie und Körpersprache in kurzen Videosequenzen sozialer Situationen besser zu erkennen und zu verstehen. Erste Studien konnten für beide Programme eine gute Wirksamkeit (efficacy) und Durchführbarkeit (feasibility) zeigen. Ziel dieses Projekts ist es, die Wirksamkeit (efficacy und effectiveness) beider Therapieprogramme in Kollaboration mit der Universitätsklinik Freiburg (Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst) zu validieren. In einer kombinierten, multizentrischen Studie wird die Wirksamkeit von FASTER und SCOTT mit einer Kontrollgruppe (treatment-as-usual) in sechs verschiedenen Zentren verglichen (Universität Tübigen, Prof. Dr. Dirk Wildgruber; Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Veit Rößner; Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Katja Kölkebeck; Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, Dr. Oliver Hennig).


Neurobiologische Mechanismen und Prädiktoren von Online- und Gruppenpsychotherapie bei Erwachsenen mit hochfunktionaler Autismus-Spektrum-Störung (ASD)

Finanzierung: NeuroCure Cluster of Excellence 

2020 -2021

PIs: Prof. Dr. Isabel Dziobek, Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst

Wissenschaftler/in: Muyu Lin & Simon Kirsch

Bei diesem Kooperationsprojekt mit dem Universitätsklinikum Freiburg (Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst) handelt es sich um einen Zusatztrial zu einer multizentrischen randomisiert-kontrollierten Studie für Erwachsene mit Autismus (DRKSID: DRKS00017817), die die Wirksamkeit einer Online-Intervention Sozialer Kognition (SCOTT&EVA) und einer Gruppenpsychotherapie (FASTER) im Vergleich zu Standardtherapien fokussiert. Wir untersuchen die longitudinalen neurokognitiven Veränderungen durch die Interventionen mittels Verhaltensaufgaben und struktureller sowie funktioneller MRT. Hier wird auf komplexe Emotionserkennung, soziale Annäherungs- und Vermeidungstendenzen und die Regulierung sozialer Emotionen fokussiert. Darüber hinaus untersuchen wir im Sinne der individualisierten Medizin die genetischen, immunologischen und neuronalen prädiktiven Marker für den Behandlungserfolg.


Entwicklung einer Roboterplattform zur Unterstützung neuer Interaktionsstrategien bei Kindern mit eingeschränkten sozio-emotionalen Fähigkeiten

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung

2018 -2022

PI: Prof. Dr. Isabel Dziobek

Wissenschaftler/in: Simone Kirst

Das Ziel des BMBF-geförderten Verbundprojekts „ERIK“ ist die Entwicklung einer Roboterplattform, welche neue Mensch-Roboter Interaktionsstrategien innerhalb der Förderung von Kindern im Autismus-Spektrum erlaubt. Im Vordergrund steht die Stärkung des Erkennens von Emotionen, des Emotionsausdrucks sowie der Emotionsregulation innerhalb eines spielerischen Interaktionskonzepts. Unterstützend werden emotionssensitive Maße (Puls, Mimik, Stimmqualität) in das System integriert, welche eine wechselseitige Interaktion in Echtzeit zwischen Kind und Roboter gewährleisten. Durch die offene Gestaltung der Schnittstellen der Roboterplattform kann das Therapiekonzept darüber hinaus auf die Förderung von Erwachsenen mit Intelligenzminderung angepasst werden. Akzeptanz- und Nutzerfreundlichkeitstestungen begleiten die konzeptuelle und technische Entwicklung der robotischen Plattform. Im 3. Projektjahr soll die Machbarkeit (feasabilty) anhand einer frühen klinischen Untersuchung mit Kindern im Autismus-Spektrum, deren Eltern und Therapeuten geprüft werden.


Fit für die Zukunft mit sozialen und sprachlichen Kompetenzen – Eine Präventionsstudie für Kindergartenkinder im Alter von vier bis sechs Jahren

Finanzierung: Stiftung der deutschen Wirtschaft, Berlin School of Mind and Brain

2017 -2021

Wissenschaftler/in: Sandra Naumann

In diesem Forschungsprojekt wird die Frage untersucht, wie sich sozio-emotionale Kompetenzen bei Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren entwickeln. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Konstrukt der Empathie. Neben der Entwicklung sozio-emotionaler Kompetenzen wird untersucht, ob sich diese bereits im jungen Alter effektiv fördern lassen. Entwicklungs- und Trainingseffekte mittels des computer-gestützten Programms Zirkus Empathico werden einerseits im Verhalten und andererseits mithilfe von Unterschieden in der elektrischen Aktivität des Gehirns betrachtet. Dafür wird Elektroenzephalografie (EEG) angewendet, welche eine nicht-invasive Methode zur Messung von Gehirnströmen darstellt. Der Analyse-Fokus liegt auf den ereigniskorrelierten Potentialen (EKPs) wie der N170 oder P300 Komponente und EEG-Oszillationen wie dem Alpha- und Mu-Rhythmus.


Entwicklung und Evaluation des Tablet-basierten Trainings „Zirkus Empathico“ zur Stärkung sozial-emotionaler Kompetenzen von Kindern im Autismus-Spektrum

Finanzierung: Freie Universität Berlin, Berlin School of Mind and Brain, Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin, Stiftung Irene

2013 -2018

Wissenschaftler/in: Simone Kirst

Kinder im Autismus-Spektrum zeigen Defizite der kognitiven Empathie, der emotionalen Bewusstheit und der Emotionsregulation, welche ihr soziales Funktionsniveau im alltäglichen Leben beeinträchtigen. Aufgrund des oftmals großen Interesses vieler autistischer Personen sowie deren Expertise im Umgang mit technischen Systemen, wurde in Kooperation mit der Universität Potsdam (Prof. Dr. Ulrike Lucke) ein Tablet-basiertes Training mit spielerischem Ansatz zur Verbesserung der genannten Kompetenzen entwickelt (www.zirkus-empathico.de). Um die Übertragung der erlernten Fertigkeiten in den Alltag zu erleichtern sind Videos von dynamischen Emotionsausdrücken und realen Lebenssituationen sowie Elternteile als Tutoren essentielle Bestandteile des Trainingskonzepts. Gemeinsam mit den Universitätskliniken Augsburg und Wien wurde die Effektivität des Programms in einer multizentrischen, randomisierten Kontrollgruppenstudie mit 82 Kindern zwischen 5 und 10 Jahren im Autismus-Spektrum evaluiert. Trainingseffekte wurden anhand von Eltern/Lehrerfragebögen und Verhaltenstestungen nach dem sechswöchigen Training sowie in einer dreimonatigen Follow-up Untersuchung erhoben.


Introspektion / Extrospektion

Werden fremde und eigene mentale Zustände anders wahrgenommen? Können wir mit Achtsamkeit unsere Fähigkeit zur Emotionsregulation erhöhen? In unserem Forschungsbereich Introspection und Extrospection stellen wir Projekte vor, die sich mit diesen und ähnlichen Fragestellungen auseinandersetzen.

Projekte für den Bereich Introsepktion / Extrospektion:


Hochatmungs-Breathwork: Risiken und Vorteile

Finanzierung: Max Planck Gesellschaft

2023 – heute

Wissenschaftler/in: Maria Badanova

Die Hochventilations-Atemarbeit – eine Technik, bei der man den Atem schneller und/oder tiefer als gewöhnlich kontrolliert – hat in letzter Zeit als potenzielles therapeutisches Instrument an wissenschaftlichem Interesse gewonnen. Allerdings gibt es nur wenige empirische Studien, die sich mit der Sicherheit von Atemübungen befassen oder mögliche unerwünschte Wirkungen systematisch bewerten. In diesem Projekt untersuchen wir sowohl die positiven als auch die belastenden Erfahrungen, die Menschen mit Atemarbeit machen, sowohl während der Praxis selbst als auch in den Wochen danach. Darüber hinaus werden Faktoren untersucht, die die Qualität der Erfahrung beeinflussen können, darunter demografische Merkmale, Persönlichkeitsmerkmale und Aspekte der Atemarbeitssitzung selbst. Bei der Studie handelt es sich um eine Online-Querschnittsbefragung, in der die Teilnehmer über ihre Atemarbeitspraxis im Allgemeinen und im Zusammenhang mit ihrer letzten Sitzung befragt werden. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, Atemarbeit sicherer, nützlicher und für eine größere Anzahl von Menschen zugänglicher zu machen.

Link zur Breathwork-Online-Umfrage


Entflechtung der Rolle der Depression in der Beziehung zwischen ASD und affektiver Mimikry

Finanzierung: Research Training Group 2386 “Extrospection” (DFG)

2022 – heute

Wissenschaftler/in: Mahlet Kassa

Entflechtung der Rolle der Depression in der Beziehung zwischen ASD und affektiver Mimikry

Affektive Mimikry, d. h. die Nachahmung oder Anpassung nonverbaler Verhaltensweisen, die während sozialer Interaktionen emotional bedeutsam sind, hat sich als ein relevanter veränderter Biomarker bei Autismus-Spektrum-Störungen erwiesen. Angesichts der Bedeutung der affektiven Mimikry für den Ausdruck des Wunsches, sich anderen anzuschließen, sowie für das emotionale Verständnis, wirkt sich ihre Störung darauf aus, wie das Selbst im sozialen Kontext agiert.

Depressionen, die häufigste psychiatrische Störung bei ASD mit einer Komorbiditätsrate von bis zu 40 % bei autistischen Erwachsenen, wurden ebenfalls mit einer veränderten affektiven Mimikry in Verbindung gebracht, wobei depressive Personen eine verminderte Mimikry für glückliche oder sowohl glückliche als auch traurige Gesichter zeigten. Obwohl die Forschung zu Depressionen nicht eindeutig ist, gibt es einige Hinweise auf eine dysfunktionale Mimikry bei dieser Störung.

Das aktuelle Projekt nutzt den großen Datensatz der FASTER/SCOTT-Studie, um die Rolle der Depression (d. h. ihren vermittelnden Effekt) auf den bekannten Zusammenhang zwischen Autismus-Spektrum-Störung und affektiver Mimikry mittels einer videobasierten simulierten Interaktionsaufgabe zu isolieren, die affektspezifische Mimikry bei autistischen und nicht-autistischen Teilnehmern erfasst. Die Ergebnisse der Studie werden zu einem besseren Verständnis der Mechanismen von Verhaltensmarkern bei ASD beitragen und helfen, diagnostische Methoden für komorbide Störungen zu verbessern.


Die Inferenz eigener und fremder mentaler Zustände am Beispiel der Autismus-Spektrum-Störung

Finanzierung: Graduiertenkolleg 2386 “Extrospection” DFG

2018 -2021

Wissenschaftler/in: Katharina Bögl

Mindreading, oder das Verstehen mentaler Zustände Anderer, ist eine wesentliche Fähigkeit in unserer sozialen Welt in welcher wir täglich mit Mitmenschen interagieren. Neue Theorien legen nahe, dass Mindreading nicht nur bedeutend ist, um die mentalen Zustände Anderer zu verstehen, sondern dass es auch dieselbe Fähigkeit ist, die wir nutzen um unsere eigenen mentalen Zustände zu erschließen. Im Rahmen des Forschungsprojektes untersuchen wir, ob die Erkenntnis über eigene mentale Zustände daraus entsteht, dass wir unsere Mindreadingfähigkeiten auf uns selbst anwenden. Diese Idee steht im Kontrast zu Theorien, die einen direkten und unfehlbaren Zugang zu eigenen mentalen Zuständen postulieren. Mithilfe eines von uns neu entwickelten Paradigmas werden wir untersuchen, ob Personen  mit einer Autismus-Spektrum-Störung, einem Krankheitsbild mit berichteten Veränderungen in der Mindreadingfähigkeit, auch Veränderungen bei der Inferenz eigener mentaler Zustände aufweisen. Die Untersuchung von Teilnehmern im Autismus-Spektrum dient somit der Analyse, ob Mindreading bei Anderen und bei sich selbst zwei dissoziierbare Prozesse oder derselbe Prozess sind.


Kann Achtsamkeit die Emotionsregulation und soziale Kognitionsfähigkeiten erhöhen?

Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie

2018 -2021

Wissenschaftler/in: Simon Guendelman

Im derzeit laufende Forschungsprojekt untersuchen wir die Interaktion zwischen individuellen und sozialen Determinanten im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit und Resilienz. Im Besonderen zielt das Projekt darauf ab, das Verhältnis zwischen Emotionsregulation und Empathie zu entwirren. Wir verstehen Emotionsregulation als eine entscheidende Fähigkeit, die Konsequenzen sozialer Gefühle und sozialen Engagements (z.B. empathischer Stress, Hilfeverhalten), welche unseren täglichen sozialen Interaktionen zugrunde liegen, verarbeiten zu können.Im Projekt konzentrieren wir uns verstärkt darauf, wie Menschen sich bereitwillig auf emotionale Zustände anderer einlassen und einwirken (soziale Emotionsregulation), und wie diese Prozesse durch soziale Gefühle (z.B. Mitgefühl) und selbstbezogene Emotionsregulation moderiert werden.Darüber hinaus will das Projekt die Faktoren untersuchen, die eine Rolle bei der Förderung sozialer Gefühle, wie Empathie oder Mitgefühl, spielen und welche Folgen diese Gefühle für das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit haben können. Eine weitere relevante Frage für die klinischen Forschung ist zudem, ob selbst- und fremdbezogene Emotionsregulation trainiert werden kann, beispielsweise durch Achtsamkeitstraining.  Hierzu haben wir kürzlich eine große randomisierte Kontrollstudie (RCT) durchgeführt, in der subjektive, behaviorale (experimentelle Aufgaben) und neurobiologische (strukturelle und funktionelle Hirnbildgebung) Mechanismen einer 8-wöchigen Achtsamkeitsintervention (MBSR) untersucht wurden.


Ethnische Vorurteile und das Erlernen von Vertrauen

Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie

2018 -2021

Wissenschaftler/in: Caitlin Duncan

Obwohl Autismus Spektrum Störungen (ASS) häufig mit Intelligenzminderung assoziiert sind, mangelt es an spezifischen diagnostischen Untersuchungsverfahren für Menschen auf niedrigem Funktionsniveau. ASS bleiben in vielen Fällen bis ins Erwachsenenalter unerkannt, was zur Missinterpretation von Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten führen kann und so eine ursächliche Behandlung verhindert. Die neu entwickelte Musikbasierte Skala zur Autismus Diagnostik (MUSAD) ist ein strukturiertes Untersuchungsverfahren, das die nonverbal-kommunikative Qualität musikalischer Interaktion nutzt, um autistische Symptomatik bei Erwachsenen mit eingeschränkter Verbalisierungsfähigkeit zu erfassen. Eine Vorstudie (N=91) erbrachte positive Objektivitäts-, Reliabilitäts- und konvergente/diskriminante Validitätshinweise. Ziel einer gegenwärtigen Forschungsstudie ist die Entwicklung eines diagnostischen Algorithmus, womit die MUSAD einen Beitrag zur Verbesserung der medizinisch-psychiatrischen Versorgung in dieser schwer untersuchbaren Gruppe leisten würde.


Der Einfluss sozialer und neurobiologischer Faktoren auf Mimikry

Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie 

2018 -2021

Wissenschaftler/in: Irene Trilla, Hanna Drimalla

Von all den Fähigkeiten, die Eltern ihren Kindern mitgeben, sind soziale Kompetenzen mitunter die wichtigsten, da sie späteren Erfolg sowohl im sozialen als auch im Arbeitsleben vorhersagen. Theory-of-Mind, Empathie und Mitgefühl sind essentiell, um soziale Interaktionen zu meistern. Wenn Eltern jedoch Defizite in diesen Bereichen haben und von psychischen Störungen betroffen sind, kann es sein, dass sie nicht in der Lage sind, diese Fähigkeiten an ihre Kinder weiterzugeben. Um diesen Effekt zu untersuchen, benötigt man sensitive und objektive Aufgaben, die kognitive und affektive Reaktionen der Erwachsenen auf Stimuli mit Kindern messen. Mein Projekt hat zum Ziel, solch Aufgaben zu entwickeln und in gesunden Eltern und Erwachsenen ohne Kinder zu evaluieren. Diese Aufgaben werden dann verwendet, um eine mentalisierungsbasierte Intervention in Eltern zu untersuchen und mehr Licht auf die Natur sozialer Kompetenzen im Kontext von Elternschaft und psychischen Störungen zu werfen.


Egozentrische Verzerrungen bei der Emotionsattribution

Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie 

2018 -2021

Wissenschaftler/in: Irene Trilla, Anne Weigand

Von all den Fähigkeiten, die Eltern ihren Kindern mitgeben, sind soziale Kompetenzen mitunter die wichtigsten, da sie späteren Erfolg sowohl im sozialen als auch im Arbeitsleben vorhersagen. Theory-of-Mind, Empathie und Mitgefühl sind essentiell, um soziale Interaktionen zu meistern. Wenn Eltern jedoch Defizite in diesen Bereichen haben und von psychischen Störungen betroffen sind, kann es sein, dass sie nicht in der Lage sind, diese Fähigkeiten an ihre Kinder weiterzugeben. Um diesen Effekt zu untersuchen, benötigt man sensitive und objektive Aufgaben, die kognitive und affektive Reaktionen der Erwachsenen auf Stimuli mit Kindern messen. Mein Projekt hat zum Ziel, solch Aufgaben zu entwickeln und in gesunden Eltern und Erwachsenen ohne Kinder zu evaluieren. Diese Aufgaben werden dann verwendet, um eine mentalisierungsbasierte Intervention in Eltern zu untersuchen und mehr Licht auf die Natur sozialer Kompetenzen im Kontext von Elternschaft und psychischen Störungen zu werfen.


Abgeschlossene Projekte

In diesem Bereich sind unsere abgeschlossenen Forschungsprojekte gelistet.

Abgeschlossene Forschungsprojekte:

Entwicklung und Evaluation einer Mimikry-App: Können wir Emotionen besser erkennen, wenn wir den entsprechenden Gesichtsausdruck spiegeln?

Finanzierung: Freie Universität Berlin, Berlin School of Mind and Brain

2018-2021

Wissenschaftler/in: Hanna Drimalla

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass wir in Interaktionen den Gesichtsausdruck unseres Gegenübers unbewusst spiegeln. Diese sogenannte Mimikry dient möglicherweise dazu, die Gefühle anderer leichter zu erkennen. In unserem Forschungsprojekt möchten wir den Einfluss der Mimikry auf Emotionserkennung überprüfen. Das Projekt beschäftigt sich dabei insbesondere mit Menschen aus dem autistischen Spektrum. Denn ihnen fällt es häufig sowohl schwerer Emotionen zu erkennen, als auch sie auszudrücken. Durch den Vergleich dieser klinischen mit einer neurotypischen Gruppe sollen die folgenden Fragen beantwortet werden: Inwiefern haben Menschen aus dem autistischen Spektrum Schwierigkeiten den mimischen Emotionsausdruck von anderen zu spiegeln? Lässt sich Mimikry trainieren? Und verbessert eine gesteigerte Mimikry die Erkennung von Emotionen? Um diese Fragen zu untersuchen, entwickeln wir aktuell eine mobile Applikation, die das körperliche und emotionale Mitschwingen trainiert. Die Nutzer der App üben den emotionalen Gesichtsausdruck einer Person zu übernehmen und das entsprechende Gefühl nachzuempfinden. Die faszialen Emotionsausdrücke der Probanden sollen dabei computerbasiert erkannt und zurückgemeldet werden. Gemeinsam mit Prof. Timothy Brick von der Pennsylvania State University soll eine dynamische Gesichter- und Emotionen-Erkennungssoftware (FaceReader) in die App eingebunden werden. Abschließend soll eine longitudinale Interventionsstudie mit Probanden aus dem autistischen Spektrum die Wirksamkeit der App prüfen. Neben klassischen Testverfahren verwenden wir dabei auch physiologische Methoden wie Elektromyografie und die Messungen autonomer Körperreaktionen. Auf diese Weise lassen sich auch subtile Veränderungen emotionaler Zustände objektiver erfassen als durch Selbstauskunft. Zusammenfassend soll die Studie nicht nur die zugrundeliegende Mechanismen der Mimikry erhellen, sondern auch ergründen, inwiefern sich soziale Kognition verändern und trainieren lässt.


EMOTISK – Automatische Erkennung von Emotionen zum Training sozialen Verhaltens

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung

2015 -2019

PI: Prof. Dr. Isabel Dziobek

Wissenschaftler/in: Anne Weigand, Jan Schneider

Jeder Dialog zwischen Menschen erfordert das Erkennen von Emotionen des Gegenübers. Für ältere Menschen, aber auch Menschen mit Autismus, deren sozial-kognitive Fähigkeiten beeinträchtigt sind, soll ein Trainingssystementwickelt werden, das das Verstehen emotional-kommunikativer Signale einübt. Das Trainingssystem setzt auf die Entwicklung von Modellen für die automatische Erkennung komplexer Emotionen. Während des Trainings am Computer sollen diese Signale genutzt werden, um ein direktes Feedback zu geben und eine Anpassung an Aufgabenschwierigkeit und situativen Kontext zu erreichen. Die Studie hat folgende Teilprojekte:

E.V.A. (Emotionen Verstehen und Ausdrücken) – Eine neue App zum Training sozialer Kognition
Anne Weigand

Verschiedenste psychische Erkrankungen (u.a. Autismus, Borderline-Störung oder Depression) gehen mit Einschränkungen im Bereich der sozialen Kognition einher, beispielsweise beim Erkennen des emotionalen Gesichtsausdrucks, der Prosodie oder der Körpersprache. Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojekts EMOTISK  und in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam haben wir kürzlich E.V.A. (Emotionen Verstehen und Ausdrücken), ein neuartiges Training zur Verbesserung der sozialen Kognition, entwickelt. E.V.A. basiert auf unserer zuvor entwickelten, spielerischen Trainingssoftware SCOTT (Social Cognition Training Tool). Das innovative Design von E.V.A. und ihre Tablet-basierte Anwendung wurden entwickelt, um das Erkennen und Verstehen von 40 verschiedenen Emotionen in optimierter Weise zu trainieren. Die Aufgaben und ihr Schwierigkeitslevel passen sich dabei individuell an den Nutzer an. Ein neues Element von E.V.A. ist der sogenannte “Emotionsschatz”, der strukturierte Informationen zu den trainierten Emotionen (z.B. Synonyme, Beschreibung der körperlichen Empfindungen) zum Nachschlagen bietet. In einer ersten Studie haben wir die Akzeptanz und Benutzerfreundlichkeit von E.V.A. untersucht und konnten zeigen, dass E.V.A. insgesamt sehr positiv aufgenommen wurde und somit im Rahmen der personalisierten, computer-basierten Therapiemöglichkeiten das Potential zu einem effektiven und leicht zugänglichen Training der sozialen Kognition hat. In Kollaboration mit der TU Dresden sind in den nächsten Schritten Untersuchungen zu den Effekten eines mehrwöchigen E.V.A.-Trainings bei gesunden Menschen und Menschen mit psychischen Erkrankungen geplant.

Neue methodische Ansätze für die Emotionsforschung
Jan Scheider

Was eine Emotion ist und wie sie gemessen werden kann, bleibt ein viel diskutiertes Thema. Es gibt eine Vielzahl an Emotionstheorien, welche oft gegensätzliche Positionen vertreten und welche spezifische Einschränkungen für die praktische Emotionsforschung aufweisen. Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts EMOTISK und in Zusammenarbeit mit der PennState University arbeiten wir daran die Methoden der Emotionsforschung weiterzuentwickeln. Moderne Techniken der Datenerfassung, wie z.B. Face Tracking, ermöglichen eine detaillierte Quantifizierung von emotionalen Ausdrücken, liefern aber hochdimensionale Daten, die mit den herkömmlichen statistischen Methoden des Feldes nicht analysiert werden können. Wir entwickeln Methoden, um solche Daten für die Erforschung von Emotionen nutzbar zu machen. Dies ermöglicht Forschung, welche weitestgehend unabhängig von gängigen Emotionstheorien und deren Beschränkungen ist und bietet zudem hochinterpretierbare und leicht zu visualisierende Ergebnisse. Mit unserem Ansatz untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Gesichtsausdrücken und ihrer emotionalen Wahrnehmung innerhalb bestimmter Populationen und wie sie sich zwischen ihnen unterscheiden. Eine interaktive Visualisierung einer dieser Methoden und weitere Details sind hier zu finden.


MUSAD­ – Entwicklung und Validierung eines musikbasierten Verfahrens zur Autismusdiagnostik bei erwachsenen Menschen mit Intelligenzminderung

Finanzierung: Stiftung Irene

2011 – 2016

Wissenschaftler/in: Thomas Bergmann

Obwohl Autismus Spektrum Störungen (ASS) häufig mit Intelligenzminderung assoziiert sind, mangelt es an spezifischen diagnostischen Untersuchungsverfahren für Menschen auf niedrigem Funktionsniveau. ASS bleiben in vielen Fällen bis ins Erwachsenenalter unerkannt, was zur Missinterpretation von Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten führen kann und so eine ursächliche Behandlung verhindert. Die neu entwickelte Musikbasierte Skala zur Autismus Diagnostik (MUSAD) ist ein strukturiertes Untersuchungsverfahren, das die nonverbal-kommunikative Qualität musikalischer Interaktion nutzt, um autistische Symptomatik bei Erwachsenen mit eingeschränkter Verbalisierungsfähigkeit zu erfassen. Eine Vorstudie (N=80) erbrachte vielversprechende Objektivitäts- und Reliabilitätshinweise. Die Durchführbarkeit von 95% sprach für die Angemessenheit des musikbasierten Untersuchungsrahmens und einem, die z.T. hohe Irritabilität von Menschen mit Entwicklungsstörungen berücksichtigenden, Untersuchungsdesigns. Eine Faktorenanalyse bestätigte ein 3-dimensionales Modell, wobei neben den im DSM-5 definierten ASS Kernbereichen (soziale Kommunikation und Interaktion & restriktiv-repetitive Verhaltensweisen und sensorische Besonderheiten) die eingeschränkte motorische Koordinationsfähigkeit als zusätzlicher ASS-Marker identifiziert wurde. Die folgende Validierungsstudie (N=124) erbrachte eine exzellente Interrater-Reliabilität (ICC=0.92), substanzielle Korrelationen mit etablierten ASS-Screening Skalen und einen diagnostischen Algorithmus, der angemessen gut zwischen Menschen mit und ohne ASS unterscheiden konnte (Sensitivität 79%, Spezifität 74%, AUC=0.81). In einer weiteren Replikationsstudie konnte die kriteriale Validität an einer unabhängigen Stichprobe (N=71) bestätigt werden. Mittlerweile ist das MUSAD Manual veröffentlicht (Bergmann et. al, 2020), erweitert die diagnostischen Möglichkeiten bei Menschen mit Intelligenzminderung und Verdacht auf eine ASS und trägt damit zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung, Unterstützung und Lebensqualität dieser vulnerablen Gruppe bei.


Erforschung der Interessen und Stärken von Menschen im Autismus-Spektrum zur Verbesserung der beruflichen Integration und Lebenszufriedenheit

Finanzierung: Freie Universität Berlin, Berlin School of Mind and Brain

2010-2016

Wissenschaftler/in: Jennifer Kirchner

Menschen im Autismus-Spektrum haben Besonderheiten im Denken, der Wahrnehmung und der Kommunikation. Diese Abweichungen verursachen häufig Probleme  in der sozialen Interaktion mit anderen Menschen. Darüber hinaus zeigen Personen im Autismus-Spektrum stereotype und eingeschränkte Verhaltensweisen, aber auch spezielle Interessen und Fähigkeiten. Während der Fokus der Forschung häufig auf den Schwierigkeiten und Problemen von Menschen im Autismus-Spektrum liegt, interessieren wir uns dafür, welche Stärken Menschen im Autismus-Spektrum haben. Unter anderem untersuchen wir das Potenzial von Spezialinteressen für berufliche Tätigkeiten, Charakterstärken, sowie Aspekte der Lebenszufriedenheit und Inklusion bei Menschen im Autismus-Spektrum. Studien haben gezeigt, dass besonders Menschen im Autismus-Spektrum ohne Intelligenzminderung trotz höherer Bildung häufig von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Es besteht der Bedarf, spezielle Beschäftigungsprogramme zu entwickeln, in denen diese Personen professionelle Unterstützung erhalten, eine angemessene Beschäftigung zu finden (Vogeley, Kirchner, Gawronsky, Tebartz van Elst & Dziobek, 2013). Jedoch ist noch wenig über die typischen Interessen und Stärken von Menschen im Autismus-Spektrum bekannt. Viele Menschen im Autismus-Spektrum haben ausgeprägte Spezialinteressen, in denen sie zum Teil erstaunliche Leistungen zeigen. Daher interessiert uns, in welchen Bereichen diese Interessen liegen und welches Potential sie haben, beruflich genutzt zu werden.  In einem Forschungsprojekt untersuchen wir diese Fragen und erforschen ebenfalls, welche allgemeinen innerpsychischen und umweltbedingten Faktoren zu einer erfolgreichen Berufstätigkeit beitragen bzw. störend wirken (Kirchner & Dziobek, 2014). Für dieses Forschungsprojekt kooperieren wir mit auticon, einem Unternehmen, welches Menschen im Autismus-Spektrum als IT-Consultans beschäftigt. Darüber hinaus haben wir für diese Studie im Sinne einer partizipativen Forschung mit einer Fokusgruppe von Menschen im Autismus-Spektrum zusammengearbeitet. In einem weiteren Forschungsprojekt untersuchen wir in Kollaboration mit Professor Willibald Ruch von der Universität Zürich Charakterstärken wie z.B. Urteilsvermögen, Liebe zum Lernen und Fairness von Menschen im Autismus-Spektrum. Darüber hinaus interessiert uns, welche Faktoren Lebenszufriedenheit bei Erwachsenen im  Autismus-Spektrum hervorsagen und wie sich Inklusion fördern lässt. Besonders relevant sind diese Fragestellungen für die Entwicklung von Interventionen für die Verbesserung der beruflichen Integration und Lebensqualität von Menschen im Autismus-Spektrum.


Embodiment sozialer Kognition: Wie das spontane Simulieren körperlicher Zustände uns hilft, die Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen und zu teilen

Finanzierung: Freie Universität Berlin

2010-2016

Wissenschaftler/in: Svenja Köhne

Aus persönlicher Erfahrung kennen wir das Gefühl, dass uns gemeinsames Musizieren und Tanzen verbinden und einander nahe fühlen lassen kann. Schon Theodor Lipps, der “Vater der Empathieforschung”, beschrieb Empathie Anfang des 20. Jahrhunderts als einen körperlichen (“embodied”) Prozess, bei dem wir den physischen Zustand eines anderen Menschen spontan mit unserem eigenen Körper simulieren und uns so in den anderen hineinfühlen und -denken können. Heute wird der Zusammenhang zwischen Imitation/Synchronisation und sozialer Kognition mit psychologischen und neurowissenschaftlichen Methoden untersucht (z.B. Chartrand & Lakin, 2013). Um den Zusammenhang von interpersoneller Imitation/Synchronisation und Empathie zu untersuchen, vergleichen wir u.a. Sportarten, bei denen dyadisches Synchronisieren von Bewegungen einen zentralen Stellenwert hat (Capoeira, Tango Argentino), mit Sportarten, die weniger zwischenmenschliche Synchronisation erfordern, aber ansonsten in Bewegungsqualitäten und Setting ähnlich sind (Break Dance, Salsa). Dabei untersuchen wir sowohl das spontane Simulieren körperlicher Zustände als auch kognitive und emotionale Empathie. Besonders relevant ist der Zusammenhang körperlicher und sozialer Prozesse mit Blick auf Erklärungsmodelle und Therapieansätze für psychische Störungen, die mit einer Beeinträchtigung der sozialen Interaktion einhergehen. Daher untersucht ein weiteres Projekt in Kooperation mit Dr. Merle Fairhurst die spontane Tendenz zur Imitation und Synchronisation von Bewegungen bei Menschen im Autismus-Spektrum. In einem interdisziplinären Team (Psychiatrie, Psychologie, Tanzpädagogik, Choreografie) haben wir eine 10-wöchige imitations-und synchronisationsbasierte Tanz-/Bewegungsintervention zur Stärkung von Empathiefunktionen für Erwachsene aus dem Autismus-Spektrum entwickelt (Behrends, Müller, & Dziobek, 2012), und mittels behavioraler, quantitativer und qualitativer Methoden evaluiert. Befunde aus neurowissenschaftlicher und behavioraler Forschung deuten darauf hin, dass besonders in Situationen, in denen der eigene emotionale, kognitive oder physische Zustand von dem der anderen Person abweicht, Perspektivübernahme nicht allein durch Simulationsprozesse erfolgen kann, sondern mit einer klaren mentalen Differenzierung zwischen dem Selbst und Anderen einhergehen muss. In Kollaboration mit Prof. Tania Singer und Ferdinand Hoffmann vom Max-Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften wird untersucht, ob Menschen mit Autismus beim Teilen von Emotionen ähnlich wie beim Verstehen mentaler Zustände  (Theory of Mind) verstärkt von ihrem eigenen Zustand ausgehen, und welche neuronalen Netzwerke an dieser (fehlenden) Differenzierung beteiligt sind.