Forschungsthemen
Wir interessieren uns für die folgenden Themen:
- Bio-psycho-soziale Mechanismen sozialer Interaktionsstörungen (Autismus-Spektrum-Spezifik, Soziale Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen)
- Neurobiologische Korrelate sozio-emotionaler Prozesse (Verhalten, MRT, EEG, Psychophysiologie, Eyetracking, Neuromodulation)
- Entwicklung und Evaluation diagnostischer und interventioneller Verfahren für Kinder und Erwachsene mit psychischen Erkrankungen (Einzel- und Gruppen-KVT, E-Mental Health, Robotics)
- Patient and Publik Involvement/Partizipative Forschung
Methoden
Wir verwenden eine Vielzahl von Forschungsmethoden wie zum Beispiel Verhaltenstestungen, Selbstberichte, Eye-Tracking, sMRI, fMRI, EEG und andere psychophysiologische Methoden. Wir legen einen hohen Wert auf ökologische Validität – indem wir zum Beispiel Videos von komplexen sozialen Interaktionen verwenden.
Unsere Tools
Unsere Gruppe hat verschiedene Anwendungen zum Training und zur Messung sozio-kognitiver Fähigkeiten bei Kindern und Erwachsenen entwickelt.
Aktuelle Projekte
Bio-psycho-soziale Mechanismen sozialer Interaktionsstörungen
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Gibt es individuelle biologische Marker, die den Behandlungserfolg bei Autismus vorhersagen? Wie führen verschiedene Interventionen zu spezifischen neurokognitiven Veränderungen? Wie unterscheiden sich ASD und soziale Ängste auf der Ebene des Gehirns? Was bestimmt die erfolgreiche soziale Interaktion zwischen Personen mit gleichem und gemischtem Neurotyp? Diese und andere Fragen werden in den verschiedenen Forschungsprojekten auf dem Gebiet des Autismus und der sozialen Neurowissenschaften untersucht.
Projekte für den Bereich Bio-psycho-soziale Mechanismen sozialer Interaktionsstörungen:
Neurobiologische Mechanismen und Prädiktoren von Online- und Gruppenpsychotherapie (FASTER/SCOTT Begleitstudie) bei Erwachsenen mit hochfunktionaler Autismus-Spektrum-Störung (ASD)
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Finanzierung: NeuroCure Cluster of Excellence
2020 -2025
PIs: Prof. Dr. Isabel Dziobek, Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst
Wissenschaftler/in: Muyu Lin & Simon Kirsch
Bei diesem Kooperationsprojekt mit dem Universitätsklinikum Freiburg (Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst) handelt es sich um einen Zusatztrial zu einer multizentrischen randomisiert-kontrollierten Studie für Erwachsene mit Autismus (DRKSID: DRKS00017817), die die Wirksamkeit einer Online-Intervention Sozialer Kognition (SCOTT&EVA) und einer Gruppenpsychotherapie (FASTER) im Vergleich zu Standardtherapien fokussiert. Wir untersuchen die longitudinalen neurokognitiven Veränderungen durch die Interventionen mittels Verhaltensaufgaben und struktureller sowie funktioneller MRT. Hier wird auf komplexe Emotionserkennung, soziale Annäherungs- und Vermeidungstendenzen und die Regulierung sozialer Emotionen fokussiert. Darüber hinaus untersuchen wir im Sinne der individualisierten Medizin die genetischen, immunologischen und neuronalen prädiktiven Marker für den Behandlungserfolg.
Mehr Informationen finden Sie hier.
Transdiagnostische Untersuchung der sozialen Interaktion bei Autismus und sozialen Angststörungen: die Rolle neurobiologischer und immunologischer Marker
Finanzierung: Exzellenzcluster NeuroCure
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2021 – 2025
PIs: Prof. Dr. Isabel Dziobek, Prof. Dr. Stefan Gold
Wissenschaftler/in: Simón Guendelman
Kooperationspartner: Prof. Dr. Stefan Gold
Neuere Konzeptualisierungen psychischer Störungen haben sich von separaten kategorialen Definitionen hin zu dimensionalen und gemeinsamen pathophysiologischen Mechanismen verschoben. In Übereinstimmung damit wurde das Rahmenwerk der Research Domain Criteria (RDoC) vorgeschlagen, um das Verständnis gemeinsamer Dimensionen wie z. B. soziale Prozesse oder Erregungs-/Regulationssysteme auf mehreren Analyseebenen bei psychischen Erkrankungen zu fördern, mit dem Versprechen, neue diagnostische und therapeutische Strategien zu entwickeln. Dieses Projekt untersucht die Domäne der sozialen Prozesse und konzentriert sich dabei transdiagnostisch auf Autismus-Spektrum-Störungen und soziale Angststörungen unter Verwendung eines mehrstufigen RDoC-Ansatzes, der Störungen der sozialen Interaktion auf Verhaltens-, Neuronen- und immunologischer Ebene abbildet.
Hochventilations-Breathwork: Risiken und Vorteile
Finanzierung: Max Planck Gesellschaft
2023 – 2024
Wissenschaftler/in: Maria Badanova
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Breathwork mit beschleunigter Atmung – eine Technik, bei der man schneller und/oder tiefer als gewöhnlich atmet – hat in letzter Zeit als potenzielles therapeutisches Instrument an wissenschaftlichem Interesse gewonnen. Allerdings gibt es nur wenige empirische Studien, die sich mit der Sicherheit von Breathwork auseinandersetzen oder mögliche unerwünschte Wirkungen systematisch erfassen. In diesem Projekt untersuchen wir die positiven als auch herausfordernden Erfahrungen, die Menschen mit Breathwork während oder in den Wochen nach der Sitzung machen. Darüber hinaus werden Faktoren untersucht, die die Qualität der Erfahrung beeinflussen können, darunter demografische Merkmale, Persönlichkeitsmerkmale und Aspekte der Breathworksitzung selbst. Bei der Studie handelt es sich um eine anonyme Online-Umfrage, in der die Teilnehmer*innen über ihre Breathworkpraxis im Allgemeinen und im Zusammenhang mit ihrer letzten Sitzung befragt werden. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, Breathwork sicherer, nützlicher und für mehr Menschen zugänglicher zu machen.
Entschlüsselung multivariater Zusammenhänge zwischen Gehirnmorphometrie und sensorischen Profilen bei Autismus
Finanzierung: EU-AIMS (European Autism Interventions)
2020 – ongoing
Wissenschaftler/in: Katharina Bögl, Mareike Bayer,
Christine Ecker & Isabel Dziobek
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Autismus ist ein vielfältiges und heterogenes klinisches Krankheitsbild, das die Identifizierung wirksamer Behandlungen erschwert. Diese Heterogenität zeigt sich besonders deutlich bei der sensorischen Verarbeitung, wo die Veränderungen von Hypo- bis Hyperreaktivität reichen können, mit Auswirkungen auf alle sensorischen Bereiche. Obwohl diese Veränderungen bei den meisten Autisten auftreten, wurde die sensorische Verarbeitung lange Zeit als potenzielles Schlüsselsymptom des Autismus vernachlässigt, da dieser Bereich in den Klassifikationshandbüchern nicht berücksichtigt wurde. Um die Heterogenität zu erklären, untersuchen wir, ob sensorische Verarbeitungsprofile das Autismus-Spektrum stratifizieren können. In Anbetracht der Tatsache, dass die sensorische Verarbeitung im Vergleich zu anderen klinischen Symptomen des Autismus, wie z. B. sozialen Funktionsstörungen, eher angeboren ist, stellen wir die Hypothese auf, dass sich die biologischen Grundlagen dieser Veränderungen auf einer grundlegenden strukturellen Ebene des Gehirns manifestieren.
„Man braucht zwei”: Erleichterung sozialer Interaktionen in Autismus-Nicht-Autismus-Dyaden
Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation haben erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität, insbesondere bei autistischen Menschen. Die Forschung zeigt, dass Interaktionen zwischen Menschen desselben Neurotyps (beide autistisch oder beide nicht-autistisch) erfolgreicher sein können als zwischen Paaren unterschiedlicher Neurotypen. Daher sollten Interventionen sowohl auf autistische als auch auf nicht-autistische Personen abzielen, aber es gibt nur wenige empirische Belege für die wirksamsten Ansätze.
In diesem Projekt soll diese Lücke durch die Entwicklung von Instrumenten geschlossen werden, mit denen beurteilt werden kann, wie bestimmte verbale und nonverbale Verhaltensweisen mit den Ergebnissen sozialer Interaktion bei Paaren des gleichen und gemischten Neurotyps zusammenhängen. Das Projekt wird von der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt und umfasst eine Zusammenarbeit mit dem Dartmouth College (USA) und dem University College London (UK), die auf dem Gebiet der sozialen Kognition und der Autismusforschung führend sind.
Neurobiologische Korrelate sozio-emotionaler Prozesse
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Wie werden Belohnungen von Menschen mit Autismus verarbeitet? Wie manifestieren sich diese Veränderungen im Gehirn? Ist Depression die Ursache für abberante affektive Mimikry bei Autismus? Welche psychologischen Faktoren hängen mit einer besseren emotionalen Wahrnehmung zusammen? Spielt die ethnische Zugehörigkeit eine Rolle beim Vertrauen in andere? Diese und andere Fragen werden in den verschiedenen Forschungsprojekten behandelt, die sich mit neurobiologischen Korrelaten sozio-emotionaler Prozesse befassen.
Projekte für den Bereich Neurobiologische Korrelate sozio-emotionaler Prozesse
Entflechtung der Rolle der Depression in der Beziehung zwischen ASD und affektiver Mimikry
Finanzierung: Research Training Group 2386 “Extrospection” (DFG)
2022 – heute
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Wissenschaftler/in: Mahlet Kassa
Entflechtung der Rolle der Depression in der Beziehung zwischen ASD und affektiver Mimikry
Affektive Mimikry, d. h. die Nachahmung oder Anpassung nonverbaler Verhaltensweisen, die während sozialer Interaktionen emotional bedeutsam sind, hat sich als ein relevanter veränderter Biomarker bei Autismus-Spektrum-Störungen erwiesen. Angesichts der Bedeutung der affektiven Mimikry für den Ausdruck des Wunsches, sich anderen anzuschließen, sowie für das emotionale Verständnis, wirkt sich ihre Störung darauf aus, wie das Selbst im sozialen Kontext agiert.
Depressionen, die häufigste psychiatrische Störung bei ASD mit einer Komorbiditätsrate von bis zu 40 % bei autistischen Erwachsenen, wurden ebenfalls mit einer veränderten affektiven Mimikry in Verbindung gebracht, wobei depressive Personen eine verminderte Mimikry für glückliche oder sowohl glückliche als auch traurige Gesichter zeigten. Obwohl die Forschung zu Depressionen nicht eindeutig ist, gibt es einige Hinweise auf eine dysfunktionale Mimikry bei dieser Störung.
Das aktuelle Projekt nutzt den großen Datensatz der FASTER/SCOTT-Studie, um die Rolle der Depression (d. h. ihren vermittelnden Effekt) auf den bekannten Zusammenhang zwischen Autismus-Spektrum-Störung und affektiver Mimikry mittels einer videobasierten simulierten Interaktionsaufgabe zu isolieren, die affektspezifische Mimikry bei autistischen und nicht-autistischen Teilnehmern erfasst. Die Ergebnisse der Studie werden zu einem besseren Verständnis der Mechanismen von Verhaltensmarkern bei ASD beitragen und helfen, diagnostische Methoden für komorbide Störungen zu verbessern.
Metakognition von introspektiven affektiven Zuständen
Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain
2022 – heute
Wissenschaftler/in: Paula Alarcón
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Metakognition („Denken über das Denken“) bezieht sich auf die Fähigkeit, über kognitive Prozesse erster Ordnung zu reflektieren, sie zu überwachen und zu steuern. Die Forschung auf dem Gebiet der Metakognition hat sich hauptsächlich auf Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozesse konzentriert und dehnt sich in letzter Zeit auch auf andere Prozesse aus, wobei die emotionalen Prozesse nach wie vor nur unzureichend verstanden werden. Das Hauptziel dieses Projekts ist es, einen ersten Versuch zu unternehmen, die „Metakognition der Emotionen“ zu quantifizieren, d.h. inwieweit wir in der Lage sind, die affektiven Zustände, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt erleben, korrekt zu erkennen.
Zu diesem Zweck entwickeln wir eine affektive Bildbetrachtungsaufgabe mit EEG-, Pupillometrie- und EKG-Aufzeichnungen, durch die selbstberichtete emotionale Erfahrungen und Gehirn- und Körperkorrelate von Emotionen verglichen werden sollen. Darüber hinaus werden die Studienteilnehmer eine Reihe von Fragebögen und Verhaltensaufgaben (interozeptive Aufgaben, Aufgaben zur Erkennung von Emotionen und eine Gedächtnisaufgabe) ausfüllen, um die metakognitiven Fähigkeiten der Emotionsintrospektion mit den metakognitiven Fähigkeiten anderer emotionaler und nicht-emotionaler kognitiver Prozesse vergleichen zu können. Dies wird uns Aufschluss darüber geben, inwieweit Metakognition eine allgemeine Fähigkeit ist, die auf mehrere kognitive Bereiche angewendet werden kann, oder ob sie bereichsspezifisch ist.
Schließlich werden uns die Umfragedaten einen Einblick in potenzielle Faktoren geben, die mit der Metakognition von Emotionen zusammenhängen könnten, wie z. B. bestimmte Persönlichkeitsmerkmale (z. B. Alexithymie, affektiver Stil), Symptome von Psychopathologie (z. B. Depression, Angst), neurologische Erkrankungen (ASD) und potenzielle Mechanismen, die therapeutische Interventionen (MBCT) vermitteln.
Ethnische Vorurteile und das Erlernen von Vertrauen
Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie
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2018 – heute
Wissenschaftler/in: Caitlin Duncan
Obwohl Autismus Spektrum Störungen (ASS) häufig mit Intelligenzminderung assoziiert sind, mangelt es an spezifischen diagnostischen Untersuchungsverfahren für Menschen auf niedrigem Funktionsniveau. ASS bleiben in vielen Fällen bis ins Erwachsenenalter unerkannt, was zur Missinterpretation von Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten führen kann und so eine ursächliche Behandlung verhindert. Die neu entwickelte Musikbasierte Skala zur Autismus Diagnostik (MUSAD) ist ein strukturiertes Untersuchungsverfahren, das die nonverbal-kommunikative Qualität musikalischer Interaktion nutzt, um autistische Symptomatik bei Erwachsenen mit eingeschränkter Verbalisierungsfähigkeit zu erfassen. Eine Vorstudie (N=91) erbrachte positive Objektivitäts-, Reliabilitäts- und konvergente/diskriminante Validitätshinweise. Ziel einer gegenwärtigen Forschungsstudie ist die Entwicklung eines diagnostischen Algorithmus, womit die MUSAD einen Beitrag zur Verbesserung der medizinisch-psychiatrischen Versorgung in dieser schwer untersuchbaren Gruppe leisten würde.
Emotion, persönliche Relevanz und Belohnungsverarbeitung in Autismus und neurotypischer Kognition
Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institute of Psychology
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2018 – heute
Wissenschaftler/in: Mareike Bayer
Unser kognitives System priorisiert Informationen, die für uns relevant sind – emotionale Gesichtsausdrücke, vertraute Personen, unser Lieblingsessen. Wir untersuchen den Einfluss von Relevanz auf die kognitiven Verarbeitung von der Ebene der visuellen Wahrnehmung bis zu übergeordneter sozialen Kognition in Autismus und neurotypischer Kognition. Für unsere Forschung verwenden wir EEG, Neuroimaging (fMRT) , periphere psychophysiologische Maße, Eye-Tracking und simultanes EEG-FMRT (in Zusammenarbeit mit Prof. Tom Johnstone, Melbourne). Darüber hinaus interessieren wir uns für den relativen Einfluss und das Zusammenspiel von sensorischer Wahrnehmung und übergeordneter Kognition auf die Wahrnehmung der sozialen und nicht-sozialen Welt um uns herum.
Entwicklung und Evaluation diagnostischer und interventioneller Verfahren für Kinder und Erwachsene mit psychischen Erkrankungen
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Wie können wir die sozio-emotionalen Fähigkeiten von Kindern und Erwachsenen mit und ohne Autismus durch digitale Interventionen stärken? Ist Atemarbeit eine wirksame therapeutische Praxis zur Traumaverarbeitung? Diese und andere Fragen werden in den verschiedenen Projekten behandelt, die sich mit der Entwicklung und Bewertung von therapeutischen Interventionen und technologiebasierten Instrumenten befassen.
Projekte für den Bereich Entwicklung und Evaluation diagnostischer und interventioneller Verfahren für Kinder und Erwachsene mit psychischen Erkrankungen:
Die Vergangenheit ausatmen: Eine umfassende neuropsychologische Untersuchung von Breathwork als Werkzeug zur Traumaverarbeitung
Förderung: Tiny Blue Dot Foundation
2024 – laufend
Wissenschaftler/in: Nina Hartter, Borja Rodríguez de Santiago & Barbara Breitenstein
Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, die langfristigen Auswirkungen von zirkulärem Breathwork auf das Wohlbefinden und sozio-emotionale Funktionen sowie die akuten neuronalen und psychologischen Mechanismen, die diesen Effekten bei Personen mit einer Trauma-Vorgeschichte zugrunde liegen, zu untersuchen.
Veränderte Bewusstseinszustände (Altered States of Consciousness (ASC)) werden zunehmend als effektive Methode wahrgenommen, das Wohlbefinden von Menschen zu steigern. Zirkuläres Breathwork – ein Überbegriff für verschiedene Atemtechniken, bei denen ein tiefes und ununterbrochenes Atemmuster über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten wird – ist eine der zugänglichsten Methoden, um diese veränderten Bewusstseinszustände herbeizuführen.
In unserer Studie vergleichen wir die Effekte von Breathwork-Sitzungen mit denen der Progressiven Muskelentspannung (PMR) – einer etablierten therapeutischen Technik. Wir testen Personen, die noch keine Erfahrung mit Breathwork oder PMR haben, eine Vorgeschichte von Kindheitstrauma aufweisen (erfasst durch etablierte Fragebögen) und subklinische Symptome von Depression zeigen. Beide Interventionen werden in Gruppen durchgeführt, von mehreren Personen begleitet sowie von Musik begleitet.
Nach jeder Sitzung bewerten die Teilnehmenden ihre subjektiven Erfahrungen mithilfe von Fragebögen aus der psychedelischen Forschung sowie mit offenen qualitativen Fragen zu den Inhalten ihrer Erlebnisse.
Zu Beginn und am Ende der Intervention sowie 6 Wochen nach der Intervention erheben wir Messungen zum Wohlbefinden und zur Psychopathologie sowie zur sozio-emotionalen Funktion der Teilnehmenden, einschließlich Parametern wie sozialem Vertrauen, Vermeidung und Emotionsregulation. Darüber hinaus interessieren wir uns für physiologische Marker wie Schlafmuster und Herzratenvariabilität.
Mit dieser Studie hoffen wir, Einblicke in die Mechanismen zu gewinnen, die den Effekten von Atemarbeit zugrunde liegen, und damit die Grundlage für eine sichere und effektive Integration von Atemtechniken als therapeutisches Werkzeug für Personen mit einer Trauma-Vorgeschichte zu legen.
DIVAN-KIDS: Digitale InterVention zur ANgstreduktion für Kinder. Therapeutische Konzeption und klinische Validierung
Finanzierung: Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz
2023 – 2026
Wissenschaftler/in Simone Kirst
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Das Verbundprojekt DIVAN KIDS zielt auf die Entwicklung einer digitalen Anwendung für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren mit der Verdachtsdiagnose Angststörung. Die Anwendung soll in Vorbereitung auf oder in Begleitung einer ambulanten Psychotherapie eingesetzt werden. Sie integriert digitale Therapieprogramme, welche mit kindgerecht aufbereiteten psychoedukativen Ressourcen und Übungen Ängste reduzieren und die Lebensqualität der betroffenen Kinder steigern sollen. Neben dem transdiagnostischen Training sozio-emotionaler Kompetenzen „Zirkus Empathico” wird in DIVAN KIDS die Web-App „LUCEO-Angst“ entwickelt. LUCEO-Angst motiviert durch einen kindgerechten Gamification-Ansatz zur Durchführung von Expositionsübungen in der virtuellen und in der realen Umgebung.
Zusätzlich sollen in DIVAN KIDS zwei echtzeitfähige Verfahren der sensorbasierten Emotionserkennung („affective computing“) entwickelt werden. Diese dienen (1) der objektiven Erfassung der sozialen Angst (Simulated Interaction Task für Kinder”, vergl. SIT) sowie (2) dem Monitoring der Emotionalität der Patient:innen über den Behandlungsverlauf.
Entwicklungsbegleitend werden Usability- und Feasibility-Studien durchgeführt.
Neben dem zweiten wissenschaftlichen Projektpartner, Prof. Dr. Sebastian Schnieder, Fachbereich Psychologie, Media University of Applied Sciences (vormals HMKW), sind die Unternehmen Intecsoft GmbH & Co. KG und Nurogames GmbH am Projekt beteiligt. Des Weiteren wird die Anwendung in Kooperation mit Prof. Dr. Julia Asbrand, Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters, Universität Jena und Prof. Dr. Hanna Drimalla, AG Multimodal Behavior Processing, Universität Bielefeld, verwirklicht.
Klinische Evaluation des onlinebasierten Selbsthilfekurses Selfapy für Personen mit Chronischen Schmerzen
Finanzierung: Selfapy GmbH, Auftragsforschung über die Humboldt-Innovations GmbH.
2021 – 2024
Wissenschaftler/in Simone Kirst, Sandra Naumann
Der Online-Kurs der Firma Selfapy GmbH ist eine digitale Anwendung für Betroffene von chronischen Schmerzen im Rückenbereich. Der Kurs vermittelt Methoden und Techniken basierend auf der kognitiven Verhaltenstherapie und unterstützt bei der Durchführung sowie der Dokumentation der Übungen, mit dem Ziel, die Symptomatik der oder des Anwendenden zu verbessern. Im Forschungsprojekt wird zwecks permanenter Aufnahme des Selfapy Kurses in das DiGa-Verzeichnis des BfArM anhand einer randomisiert-kontrollierten Onlinestudie untersucht werden, ob der Kurs Schmerzsymptome reduziert, und damit das Wohlbefinden der Betroffenen steigert.
Eine multizentrische, randomisierte klinische Studie zur Erfassung der Effekte einer KVT-basierten Gruppentherapie (FASTER) und eines Software-basierten Trainingszur Verbesserung der sozialen Kognition (SCOTT) für Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störungen
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Klinische Studien Programm (Antragsnummer: TE280/18-1)
2019 – 2022
Wissenschaftler/in: Charlotte Küpper
PIs: Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst; Prof. Dr. Isabel Dziobek
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Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind tiefgreifende und chronische Entwicklungsstörungen mit einer Prävalenz von ca. 1% und einer hohen Komorbiditätsrate. Derzeit existieren nur wenige evidenzbasierte therapeutische Behandlungsansätze für hochfunktionale Erwachsene mit ASS. Kürzlich wurden zwei Interventionen zur Verbesserung der sozio-emotionalen Kompetenzen entwickelt: das Freiburger AspergerSpezifische Therapiemanual für Erwachsene (FASTER) und das Social Cognition Training Tool (SCOTT). FASTER ist ein publiziertes manualisiertes Gruppenpsychotherapieprogramm, das verschiedene Module zu Psychoedukation, Emotionsregulation und Sozialer Kompetenz enthält. SCOTT ist ein Software-basiertes manualisiertes Trainingsprogramm, das Menschen helfen soll, Emotionen anhand Gesichtsausdruck, Stimmmelodie und Körpersprache in kurzen Videosequenzen sozialer Situationen besser zu erkennen und zu verstehen. Erste Studien konnten für beide Programme eine gute Wirksamkeit (efficacy) und Durchführbarkeit (feasibility) zeigen. Ziel dieses Projekts ist es, die Wirksamkeit (efficacy und effectiveness) beider Therapieprogramme in Kollaboration mit der Universitätsklinik Freiburg (Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst) zu validieren. In einer kombinierten, multizentrischen Studie wird die Wirksamkeit von FASTER und SCOTT mit einer Kontrollgruppe (treatment-as-usual) in sechs verschiedenen Zentren verglichen (Universität Tübigen, Prof. Dr. Dirk Wildgruber; Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Veit Rößner; Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Katja Kölkebeck; Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, Dr. Oliver Hennig).
Transdiagnostische Interaktionsfokussierte Gruppenpsychotherapie (TINGO) für Menschen im Autismus-Spektrum, mit sozialer Phobie oder chronischer Depression
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Finanzierung: Humboldt-Universität zu Berlin / Institut für Psychologie
2019 – heute
Wissenschaftler/in: Renata Wacker
Menschen im Autismus-Spektrum, mit sozialer Angst oder chronischer Depression sind mit einer Reihe ähnlicher Herausforderungen konfrontiert. Die Interaktion mit anderen Menschen kann ihnen sehr schwerfallen, infolgedessen erleben sie häufig ein hohes Maß an sozialem Stress und Angst, und ziehen sich schließlich zurück. Ausgehend von diesen Gemeinsamkeiten wurde TINGO als transdiagnostischer Ansatz für diese Patientengruppen entwickelt, wobei hier verhaltenstherapeutische und psychodynamisch informierte therapeutische Strategien integriert werden. Zentrale Elemente von TINGO sind die Identifikation individueller Beziehungserwartungen im Sinne unbewusster Übertragungsmuster, und die Ermöglichung korrigierender Beziehungserfahrungen im Rahmen von praktischen Rollenspielen. Besondere Beachtung findet hierbei verbales und nonverbales interpersonelles Verhalten gemäß des Kiesler-Kreises (Kiesler, 1982, Guhn et al, 2019) und das Konzept sozialer Kompetenz nach Hinsch & Pfingsten (2015). Außerdem greift das Therapiekonzept wichtige Bestandteile des CBASP-Gruppenprogramms (Schramm et al., 2012) auf. Übergeordnete therautische Ziele sind zum einen die Einsicht in eigene typische Reaktionsmuster und darunterliegende dysfunktionale Beziehungsannahmen, und zum anderen der Erwerb flexiblerer Verhaltensstrategien, die zu mehr Zufriedenheit im Umgang mit anderen Menschen beitragen.
Patient and Publik Involvement/Partizipative Forschung
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Welche Themen sind für Menschen mit psychischen Erkrankungen am wichtigsten zu erforschen? Wie können wir verschiedene Perspektiven bei der Gestaltung von Forschungsprojekten berücksichtigen? Unsere PPI-Arbeit sorgt dafür, dass alle relevanten Stimmen gehört werden und die Forschung integrativer wird.
Projekte für den Bereich Patient and Publik Involvement/Partizipative Forschung:
Verantwortliches Forschen
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Das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) erforscht an sechs Standorten in Deutschland neue Methoden zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung psychischer Erkrankungen. Neben 27 Forschungseinrichtungen sind auch Patient*innen und Angehörige, also Expert*innen aus Erfahrung, an der Entwicklung des Forschungsprogramms beteiligt (Patient and Public Involvement, PPI).
Unsere Arbeitsgruppe koordiniert hier deutschlandweit den Bereich der Einbeziehung von Erfahrungsexpert*innen (PPI), der sich mit der Entwicklung von Instrumenten und Strategien der partizipativen Forschung beschäftigt. Außerdem wird in einem großen Forschungsprojekt (KOMMIT) untersucht, welche Forschungsthemen Patient*innen, Angehörige und die Öffentlichkeit für wichtig halten, um so den „Forschungskompass Mentale Gesundheit“ zu entwickeln.
Unsere Arbeitsgruppe ist außerdem am Infrastrukturbereich „Klinische und Epidemiologische Studien“ beteiligt, das die Errichtung eines großen Studiennetzwerkes plant, in dem große klinische und epidemiologische Studien unter standardisierten und repräsentativen Bedingungen ermöglicht werden.
Um ProbandInnen aus dem Autismus-Spektrum die Teilnahme an unserer Forschung so angenehm wie möglich zu machen, berücksichtigen wir die Checkliste für autismusfreundliche Forschung der AFK und den Terminologie-Leitfaden für die Autismus-Forschung.
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Partizipative klinische Forschung verbessert die Relevanz und Qualität von Studien und stärkt Betroffene. Um diesen eine aktivere Teilnahme an Themenwahl, Planung, Durchführung und der Verbreitung von Forschungsergebnissen zu ermöglichen, gibt es den Berliner Kreis für partizipative Forschung in der Klinischen Psychologie und Psychiatrie (B-Part).
Abgeschlossene Projekte
In diesem Bereich sind unsere abgeschlossenen Forschungsprojekte gelistet.
Abgeschlossene Forschungsprojekte:
Entwicklung einer Roboterplattform zur Unterstützung neuer Interaktionsstrategien bei Kindern mit eingeschränkten sozio-emotionalen Fähigkeiten
Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
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2018 -2022
Wissenschaftler/in: Simone Kirst
Das Ziel des BMBF-geförderten Verbundprojekts „ERIK“ ist die Entwicklung einer Roboterplattform, welche neue Mensch-Roboter Interaktionsstrategien innerhalb der Förderung von Kindern im Autismus-Spektrum erlaubt. Im Vordergrund steht die Stärkung des Erkennens von Emotionen, des Emotionsausdrucks sowie der Emotionsregulation innerhalb eines spielerischen Interaktionskonzepts. Unterstützend werden emotionssensitive Maße (Puls, Mimik, Stimmqualität) in das System integriert, welche eine wechselseitige Interaktion in Echtzeit zwischen Kind und Roboter gewährleisten. Durch die offene Gestaltung der Schnittstellen der Roboterplattform kann das Therapiekonzept darüber hinaus auf die Förderung von Erwachsenen mit Intelligenzminderung angepasst werden. Akzeptanz- und Nutzerfreundlichkeitstestungen begleiten die konzeptuelle und technische Entwicklung der robotischen Plattform. Im 3. Projektjahr soll die Machbarkeit (feasabilty) anhand einer frühen klinischen Untersuchung mit Kindern im Autismus-Spektrum, deren Eltern und Therapeuten geprüft werden.
Die Inferenz eigener und fremder mentaler Zustände am Beispiel der Autismus-Spektrum-Störung
Finanzierung: Graduiertenkolleg 2386 “Extrospection” DFG
2018 -2021
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Wissenschaftler/in: Katharina Bögl
Mindreading, oder das Verstehen mentaler Zustände Anderer, ist eine wesentliche Fähigkeit in unserer sozialen Welt in welcher wir täglich mit Mitmenschen interagieren. Neue Theorien legen nahe, dass Mindreading nicht nur bedeutend ist, um die mentalen Zustände Anderer zu verstehen, sondern dass es auch dieselbe Fähigkeit ist, die wir nutzen um unsere eigenen mentalen Zustände zu erschließen. Im Rahmen des Forschungsprojektes untersuchen wir, ob die Erkenntnis über eigene mentale Zustände daraus entsteht, dass wir unsere Mindreadingfähigkeiten auf uns selbst anwenden. Diese Idee steht im Kontrast zu Theorien, die einen direkten und unfehlbaren Zugang zu eigenen mentalen Zuständen postulieren. Mithilfe eines von uns neu entwickelten Paradigmas werden wir untersuchen, ob Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung, einem Krankheitsbild mit berichteten Veränderungen in der Mindreadingfähigkeit, auch Veränderungen bei der Inferenz eigener mentaler Zustände aufweisen. Die Untersuchung von Teilnehmern im Autismus-Spektrum dient somit der Analyse, ob Mindreading bei Anderen und bei sich selbst zwei dissoziierbare Prozesse oder derselbe Prozess sind.
Kann Achtsamkeit die Emotionsregulation und soziale Kognitionsfähigkeiten erhöhen?
Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie
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2018 -2021
Wissenschaftler/in: Simon Guendelman
Im derzeit laufende Forschungsprojekt untersuchen wir die Interaktion zwischen individuellen und sozialen Determinanten im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit und Resilienz. Im Besonderen zielt das Projekt darauf ab, das Verhältnis zwischen Emotionsregulation und Empathie zu entwirren. Wir verstehen Emotionsregulation als eine entscheidende Fähigkeit, die Konsequenzen sozialer Gefühle und sozialen Engagements (z.B. empathischer Stress, Hilfeverhalten), welche unseren täglichen sozialen Interaktionen zugrunde liegen, verarbeiten zu können.Im Projekt konzentrieren wir uns verstärkt darauf, wie Menschen sich bereitwillig auf emotionale Zustände anderer einlassen und einwirken (soziale Emotionsregulation), und wie diese Prozesse durch soziale Gefühle (z.B. Mitgefühl) und selbstbezogene Emotionsregulation moderiert werden.Darüber hinaus will das Projekt die Faktoren untersuchen, die eine Rolle bei der Förderung sozialer Gefühle, wie Empathie oder Mitgefühl, spielen und welche Folgen diese Gefühle für das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit haben können. Eine weitere relevante Frage für die klinischen Forschung ist zudem, ob selbst- und fremdbezogene Emotionsregulation trainiert werden kann, beispielsweise durch Achtsamkeitstraining. Hierzu haben wir kürzlich eine große randomisierte Kontrollstudie (RCT) durchgeführt, in der subjektive, behaviorale (experimentelle Aufgaben) und neurobiologische (strukturelle und funktionelle Hirnbildgebung) Mechanismen einer 8-wöchigen Achtsamkeitsintervention (MBSR) untersucht wurden.
Der Einfluss sozialer und neurobiologischer Faktoren auf Mimikry
Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie
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2018 -2021
Wissenschaftler/in: Irene Trilla, Hanna Drimalla
Von all den Fähigkeiten, die Eltern ihren Kindern mitgeben, sind soziale Kompetenzen mitunter die wichtigsten, da sie späteren Erfolg sowohl im sozialen als auch im Arbeitsleben vorhersagen. Theory-of-Mind, Empathie und Mitgefühl sind essentiell, um soziale Interaktionen zu meistern. Wenn Eltern jedoch Defizite in diesen Bereichen haben und von psychischen Störungen betroffen sind, kann es sein, dass sie nicht in der Lage sind, diese Fähigkeiten an ihre Kinder weiterzugeben. Um diesen Effekt zu untersuchen, benötigt man sensitive und objektive Aufgaben, die kognitive und affektive Reaktionen der Erwachsenen auf Stimuli mit Kindern messen. Mein Projekt hat zum Ziel, solch Aufgaben zu entwickeln und in gesunden Eltern und Erwachsenen ohne Kinder zu evaluieren. Diese Aufgaben werden dann verwendet, um eine mentalisierungsbasierte Intervention in Eltern zu untersuchen und mehr Licht auf die Natur sozialer Kompetenzen im Kontext von Elternschaft und psychischen Störungen zu werfen.
Egozentrische Verzerrungen bei der Emotionsattribution
Finanzierung: Berlin School of Mind and Brain / Institut für Psychologie
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2018 -2021
Wissenschaftler/in: Irene Trilla, Anne Weigand
Von all den Fähigkeiten, die Eltern ihren Kindern mitgeben, sind soziale Kompetenzen mitunter die wichtigsten, da sie späteren Erfolg sowohl im sozialen als auch im Arbeitsleben vorhersagen. Theory-of-Mind, Empathie und Mitgefühl sind essentiell, um soziale Interaktionen zu meistern. Wenn Eltern jedoch Defizite in diesen Bereichen haben und von psychischen Störungen betroffen sind, kann es sein, dass sie nicht in der Lage sind, diese Fähigkeiten an ihre Kinder weiterzugeben. Um diesen Effekt zu untersuchen, benötigt man sensitive und objektive Aufgaben, die kognitive und affektive Reaktionen der Erwachsenen auf Stimuli mit Kindern messen. Mein Projekt hat zum Ziel, solch Aufgaben zu entwickeln und in gesunden Eltern und Erwachsenen ohne Kinder zu evaluieren. Diese Aufgaben werden dann verwendet, um eine mentalisierungsbasierte Intervention in Eltern zu untersuchen und mehr Licht auf die Natur sozialer Kompetenzen im Kontext von Elternschaft und psychischen Störungen zu werfen.
Soziale Wahrnehmung von Kindern und Erwachsenen bei Eltern und kinderlosen Erwachsenen
Finanzierung: Einstein Center for Neurosciences
2018 -2021
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Wissenschaftler/in: Irene Sophia Plank
Von all den Fähigkeiten, die Eltern ihren Kindern mitgeben, sind soziale Kompetenzen mitunter die wichtigsten, da sie späteren Erfolg sowohl im sozialen als auch im Arbeitsleben vorhersagen. Theory-of-Mind, Empathie und Mitgefühl sind essentiell, um soziale Interaktionen zu meistern. Wenn Eltern jedoch Defizite in diesen Bereichen haben und von psychischen Störungen betroffen sind, kann es sein, dass sie nicht in der Lage sind, diese Fähigkeiten an ihre Kinder weiterzugeben. Um diesen Effekt zu untersuchen, benötigt man sensitive und objektive Aufgaben, die kognitive und affektive Reaktionen der Erwachsenen auf Stimuli mit Kindern messen. Mein Projekt hat zum Ziel, solch Aufgaben zu entwickeln und in gesunden Eltern und Erwachsenen ohne Kinder zu evaluieren. Diese Aufgaben werden dann verwendet, um eine mentalisierungsbasierte Intervention in Eltern zu untersuchen und mehr Licht auf die Natur sozialer Kompetenzen im Kontext von Elternschaft und psychischen Störungen zu werfen.
Entwicklung und Evaluation einer Mimikry-App: Können wir Emotionen besser erkennen, wenn wir den entsprechenden Gesichtsausdruck spiegeln?
Finanzierung: Freie Universität Berlin, Berlin School of Mind and Brain
2018-2021
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Wissenschaftler/in: Hanna Drimalla
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass wir in Interaktionen den Gesichtsausdruck unseres Gegenübers unbewusst spiegeln. Diese sogenannte Mimikry dient möglicherweise dazu, die Gefühle anderer leichter zu erkennen. In unserem Forschungsprojekt möchten wir den Einfluss der Mimikry auf Emotionserkennung überprüfen. Das Projekt beschäftigt sich dabei insbesondere mit Menschen aus dem autistischen Spektrum. Denn ihnen fällt es häufig sowohl schwerer Emotionen zu erkennen, als auch sie auszudrücken. Durch den Vergleich dieser klinischen mit einer neurotypischen Gruppe sollen die folgenden Fragen beantwortet werden: Inwiefern haben Menschen aus dem autistischen Spektrum Schwierigkeiten den mimischen Emotionsausdruck von anderen zu spiegeln? Lässt sich Mimikry trainieren? Und verbessert eine gesteigerte Mimikry die Erkennung von Emotionen? Um diese Fragen zu untersuchen, entwickeln wir aktuell eine mobile Applikation, die das körperliche und emotionale Mitschwingen trainiert. Die Nutzer der App üben den emotionalen Gesichtsausdruck einer Person zu übernehmen und das entsprechende Gefühl nachzuempfinden. Die faszialen Emotionsausdrücke der Probanden sollen dabei computerbasiert erkannt und zurückgemeldet werden. Gemeinsam mit Prof. Timothy Brick von der Pennsylvania State University soll eine dynamische Gesichter- und Emotionen-Erkennungssoftware (FaceReader) in die App eingebunden werden. Abschließend soll eine longitudinale Interventionsstudie mit Probanden aus dem autistischen Spektrum die Wirksamkeit der App prüfen. Neben klassischen Testverfahren verwenden wir dabei auch physiologische Methoden wie Elektromyografie und die Messungen autonomer Körperreaktionen. Auf diese Weise lassen sich auch subtile Veränderungen emotionaler Zustände objektiver erfassen als durch Selbstauskunft. Zusammenfassend soll die Studie nicht nur die zugrundeliegende Mechanismen der Mimikry erhellen, sondern auch ergründen, inwiefern sich soziale Kognition verändern und trainieren lässt.
Fit für die Zukunft mit sozialen und sprachlichen Kompetenzen – Eine Präventionsstudie für Kindergartenkinder im Alter von vier bis sechs Jahren
Finanzierung: Stiftung der deutschen Wirtschaft, Berlin School of Mind and Brain
2017 -2021
Wissenschaftler/in: Sandra Naumann
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In diesem Forschungsprojekt wird die Frage untersucht, wie sich sozio-emotionale Kompetenzen bei Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren entwickeln. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Konstrukt der Empathie. Neben der Entwicklung sozio-emotionaler Kompetenzen wird untersucht, ob sich diese bereits im jungen Alter effektiv fördern lassen. Entwicklungs- und Trainingseffekte mittels des computer-gestützten Programms Zirkus Empathico werden einerseits im Verhalten und andererseits mithilfe von Unterschieden in der elektrischen Aktivität des Gehirns betrachtet. Dafür wird Elektroenzephalografie (EEG) angewendet, welche eine nicht-invasive Methode zur Messung von Gehirnströmen darstellt. Der Analyse-Fokus liegt auf den ereigniskorrelierten Potentialen (EKPs) wie der N170 oder P300 Komponente und EEG-Oszillationen wie dem Alpha- und Mu-Rhythmus.
Belohnungsverarbeitung in der Autismus-Spektrum-Störung
Finanzierung: Deutscher Akademischer Austauschdienst, Berlin School of Mind and Brain
2016 -2020
Wissenschaftler/in: Magdalena Matyjek
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Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind oft mit der atypischen Verarbeitung von Belohnungen verbunden. Bei Menschen mit ASS sind im Hinblick auf soziale Beeinträchtigungen besonders eine verminderte Sensibilität und Responsivität für soziale Anreize (z.B. Lächeln) und damit eine verminderte soziale Motivation hervorzuheben. Innerhalb der Literatur gibt es jedoch keine einheitliche Aussage dazu, was das Ausmaß dieser Beeinträchtigungen betrifft. Steht Autismus im Zusammenhang mit Beeinträchtigungen in der spezifischen sozialen Belohnungsverarbeitung oder manifestiert sich diese Dysfunktion weiter auch in anderen, nicht-sozialen Bereichen? Sind verschiedene Phasen der Belohnungsverarbeitung (Belohnungsantizipation und der Erhalt einer Belohnung) gleichermaßen betroffen oder können sie getrennt voneinander betrachtet werden? In diesem Projekt untersuchen wir die Reaktionsfähigkeit auf soziale Belohnungen (das Lächeln eines relevanten Interaktionspartners) und monetäre Belohnungen unter Verwendung von ereignisbezogenen Hirnpotentialen (erfasst mit EEG), Pupillenerweiterung (Eye-Tracking) und Verhaltensmaßen (Reaktionszeiten, Bewertungen, Fragebögen) bei Teilnehmern mit ASS und neurotypischen Teilnehmern mit einem unterschiedlichen Grad autistischer Merkmale.
Entwicklung und Evaluation des Tablet-basierten Trainings „Zirkus Empathico“ zur Stärkung sozial-emotionaler Kompetenzen von Kindern im Autismus-Spektrum
Finanzierung: Freie Universität Berlin, Berlin School of Mind and Brain, Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin, Stiftung Irene
2013 -2018
Wissenschaftler/in: Simone Kirst
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Kinder im Autismus-Spektrum zeigen Defizite der kognitiven Empathie, der emotionalen Bewusstheit und der Emotionsregulation, welche ihr soziales Funktionsniveau im alltäglichen Leben beeinträchtigen. Aufgrund des oftmals großen Interesses vieler autistischer Personen sowie deren Expertise im Umgang mit technischen Systemen, wurde in Kooperation mit der Universität Potsdam (Prof. Dr. Ulrike Lucke) ein Tablet-basiertes Training mit spielerischem Ansatz zur Verbesserung der genannten Kompetenzen entwickelt (www.zirkus-empathico.de). Um die Übertragung der erlernten Fertigkeiten in den Alltag zu erleichtern sind Videos von dynamischen Emotionsausdrücken und realen Lebenssituationen sowie Elternteile als Tutoren essentielle Bestandteile des Trainingskonzepts. Gemeinsam mit den Universitätskliniken Augsburg und Wien wurde die Effektivität des Programms in einer multizentrischen, randomisierten Kontrollgruppenstudie mit 82 Kindern zwischen 5 und 10 Jahren im Autismus-Spektrum evaluiert. Trainingseffekte wurden anhand von Eltern/Lehrerfragebögen und Verhaltenstestungen nach dem sechswöchigen Training sowie in einer dreimonatigen Follow-up Untersuchung erhoben.
EMOTISK – Automatische Erkennung von Emotionen zum Training sozialen Verhaltens
Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
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2015 -2019
Wissenschaftler/in: Anne Weigand, Jan Schneider
Jeder Dialog zwischen Menschen erfordert das Erkennen von Emotionen des Gegenübers. Für ältere Menschen, aber auch Menschen mit Autismus, deren sozial-kognitive Fähigkeiten beeinträchtigt sind, soll ein Trainingssystementwickelt werden, das das Verstehen emotional-kommunikativer Signale einübt. Das Trainingssystem setzt auf die Entwicklung von Modellen für die automatische Erkennung komplexer Emotionen. Während des Trainings am Computer sollen diese Signale genutzt werden, um ein direktes Feedback zu geben und eine Anpassung an Aufgabenschwierigkeit und situativen Kontext zu erreichen. Die Studie hat folgende Teilprojekte:
E.V.A. (Emotionen Verstehen und Ausdrücken) – Eine neue App zum Training sozialer Kognition
Anne Weigand
Verschiedenste psychische Erkrankungen (u.a. Autismus, Borderline-Störung oder Depression) gehen mit Einschränkungen im Bereich der sozialen Kognition einher, beispielsweise beim Erkennen des emotionalen Gesichtsausdrucks, der Prosodie oder der Körpersprache. Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojekts EMOTISK und in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam haben wir kürzlich E.V.A. (Emotionen Verstehen und Ausdrücken), ein neuartiges Training zur Verbesserung der sozialen Kognition, entwickelt. E.V.A. basiert auf unserer zuvor entwickelten, spielerischen Trainingssoftware SCOTT (Social Cognition Training Tool). Das innovative Design von E.V.A. und ihre Tablet-basierte Anwendung wurden entwickelt, um das Erkennen und Verstehen von 40 verschiedenen Emotionen in optimierter Weise zu trainieren. Die Aufgaben und ihr Schwierigkeitslevel passen sich dabei individuell an den Nutzer an. Ein neues Element von E.V.A. ist der sogenannte “Emotionsschatz”, der strukturierte Informationen zu den trainierten Emotionen (z.B. Synonyme, Beschreibung der körperlichen Empfindungen) zum Nachschlagen bietet. In einer ersten Studie haben wir die Akzeptanz und Benutzerfreundlichkeit von E.V.A. untersucht und konnten zeigen, dass E.V.A. insgesamt sehr positiv aufgenommen wurde und somit im Rahmen der personalisierten, computer-basierten Therapiemöglichkeiten das Potential zu einem effektiven und leicht zugänglichen Training der sozialen Kognition hat. In Kollaboration mit der TU Dresden sind in den nächsten Schritten Untersuchungen zu den Effekten eines mehrwöchigen E.V.A.-Trainings bei gesunden Menschen und Menschen mit psychischen Erkrankungen geplant.
Neue methodische Ansätze für die Emotionsforschung
Jan Scheider
Was eine Emotion ist und wie sie gemessen werden kann, bleibt ein viel diskutiertes Thema. Es gibt eine Vielzahl an Emotionstheorien, welche oft gegensätzliche Positionen vertreten und welche spezifische Einschränkungen für die praktische Emotionsforschung aufweisen. Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts EMOTISK und in Zusammenarbeit mit der PennState University arbeiten wir daran die Methoden der Emotionsforschung weiterzuentwickeln. Moderne Techniken der Datenerfassung, wie z.B. Face Tracking, ermöglichen eine detaillierte Quantifizierung von emotionalen Ausdrücken, liefern aber hochdimensionale Daten, die mit den herkömmlichen statistischen Methoden des Feldes nicht analysiert werden können. Wir entwickeln Methoden, um solche Daten für die Erforschung von Emotionen nutzbar zu machen. Dies ermöglicht Forschung, welche weitestgehend unabhängig von gängigen Emotionstheorien und deren Beschränkungen ist und bietet zudem hochinterpretierbare und leicht zu visualisierende Ergebnisse. Mit unserem Ansatz untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Gesichtsausdrücken und ihrer emotionalen Wahrnehmung innerhalb bestimmter Populationen und wie sie sich zwischen ihnen unterscheiden. Eine interaktive Visualisierung einer dieser Methoden und weitere Details sind hier zu finden.
MUSAD – Entwicklung und Validierung eines musikbasierten Verfahrens zur Autismusdiagnostik bei erwachsenen Menschen mit Intelligenzminderung
Finanzierung: Stiftung Irene
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2011 – 2016
Wissenschaftler/in: Thomas Bergmann
Obwohl Autismus Spektrum Störungen (ASS) häufig mit Intelligenzminderung assoziiert sind, mangelt es an spezifischen diagnostischen Untersuchungsverfahren für Menschen auf niedrigem Funktionsniveau. ASS bleiben in vielen Fällen bis ins Erwachsenenalter unerkannt, was zur Missinterpretation von Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten führen kann und so eine ursächliche Behandlung verhindert. Die neu entwickelte Musikbasierte Skala zur Autismus Diagnostik (MUSAD) ist ein strukturiertes Untersuchungsverfahren, das die nonverbal-kommunikative Qualität musikalischer Interaktion nutzt, um autistische Symptomatik bei Erwachsenen mit eingeschränkter Verbalisierungsfähigkeit zu erfassen. Eine Vorstudie (N=80) erbrachte vielversprechende Objektivitäts- und Reliabilitätshinweise. Die Durchführbarkeit von 95% sprach für die Angemessenheit des musikbasierten Untersuchungsrahmens und einem, die z.T. hohe Irritabilität von Menschen mit Entwicklungsstörungen berücksichtigenden, Untersuchungsdesigns. Eine Faktorenanalyse bestätigte ein 3-dimensionales Modell, wobei neben den im DSM-5 definierten ASS Kernbereichen (soziale Kommunikation und Interaktion & restriktiv-repetitive Verhaltensweisen und sensorische Besonderheiten) die eingeschränkte motorische Koordinationsfähigkeit als zusätzlicher ASS-Marker identifiziert wurde. Die folgende Validierungsstudie (N=124) erbrachte eine exzellente Interrater-Reliabilität (ICC=0.92), substanzielle Korrelationen mit etablierten ASS-Screening Skalen und einen diagnostischen Algorithmus, der angemessen gut zwischen Menschen mit und ohne ASS unterscheiden konnte (Sensitivität 79%, Spezifität 74%, AUC=0.81). In einer weiteren Replikationsstudie konnte die kriteriale Validität an einer unabhängigen Stichprobe (N=71) bestätigt werden. Mittlerweile ist das MUSAD Manual veröffentlicht (Bergmann et. al, 2020), erweitert die diagnostischen Möglichkeiten bei Menschen mit Intelligenzminderung und Verdacht auf eine ASS und trägt damit zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung, Unterstützung und Lebensqualität dieser vulnerablen Gruppe bei.
Erforschung der Interessen und Stärken von Menschen im Autismus-Spektrum zur Verbesserung der beruflichen Integration und Lebenszufriedenheit
Finanzierung: Freie Universität Berlin, Berlin School of Mind and Brain
2010-2016
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Wissenschaftler/in: Jennifer Kirchner
Menschen im Autismus-Spektrum haben Besonderheiten im Denken, der Wahrnehmung und der Kommunikation. Diese Abweichungen verursachen häufig Probleme in der sozialen Interaktion mit anderen Menschen. Darüber hinaus zeigen Personen im Autismus-Spektrum stereotype und eingeschränkte Verhaltensweisen, aber auch spezielle Interessen und Fähigkeiten. Während der Fokus der Forschung häufig auf den Schwierigkeiten und Problemen von Menschen im Autismus-Spektrum liegt, interessieren wir uns dafür, welche Stärken Menschen im Autismus-Spektrum haben. Unter anderem untersuchen wir das Potenzial von Spezialinteressen für berufliche Tätigkeiten, Charakterstärken, sowie Aspekte der Lebenszufriedenheit und Inklusion bei Menschen im Autismus-Spektrum. Studien haben gezeigt, dass besonders Menschen im Autismus-Spektrum ohne Intelligenzminderung trotz höherer Bildung häufig von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Es besteht der Bedarf, spezielle Beschäftigungsprogramme zu entwickeln, in denen diese Personen professionelle Unterstützung erhalten, eine angemessene Beschäftigung zu finden (Vogeley, Kirchner, Gawronsky, Tebartz van Elst & Dziobek, 2013). Jedoch ist noch wenig über die typischen Interessen und Stärken von Menschen im Autismus-Spektrum bekannt. Viele Menschen im Autismus-Spektrum haben ausgeprägte Spezialinteressen, in denen sie zum Teil erstaunliche Leistungen zeigen. Daher interessiert uns, in welchen Bereichen diese Interessen liegen und welches Potential sie haben, beruflich genutzt zu werden. In einem Forschungsprojekt untersuchen wir diese Fragen und erforschen ebenfalls, welche allgemeinen innerpsychischen und umweltbedingten Faktoren zu einer erfolgreichen Berufstätigkeit beitragen bzw. störend wirken (Kirchner & Dziobek, 2014). Für dieses Forschungsprojekt kooperieren wir mit auticon, einem Unternehmen, welches Menschen im Autismus-Spektrum als IT-Consultans beschäftigt. Darüber hinaus haben wir für diese Studie im Sinne einer partizipativen Forschung mit einer Fokusgruppe von Menschen im Autismus-Spektrum zusammengearbeitet. In einem weiteren Forschungsprojekt untersuchen wir in Kollaboration mit Professor Willibald Ruch von der Universität Zürich Charakterstärken wie z.B. Urteilsvermögen, Liebe zum Lernen und Fairness von Menschen im Autismus-Spektrum. Darüber hinaus interessiert uns, welche Faktoren Lebenszufriedenheit bei Erwachsenen im Autismus-Spektrum hervorsagen und wie sich Inklusion fördern lässt. Besonders relevant sind diese Fragestellungen für die Entwicklung von Interventionen für die Verbesserung der beruflichen Integration und Lebensqualität von Menschen im Autismus-Spektrum.
Embodiment sozialer Kognition: Wie das spontane Simulieren körperlicher Zustände uns hilft, die Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen und zu teilen
Finanzierung: Freie Universität Berlin
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2010-2016
Wissenschaftler/in: Svenja Köhne
Aus persönlicher Erfahrung kennen wir das Gefühl, dass uns gemeinsames Musizieren und Tanzen verbinden und einander nahe fühlen lassen kann. Schon Theodor Lipps, der “Vater der Empathieforschung”, beschrieb Empathie Anfang des 20. Jahrhunderts als einen körperlichen (“embodied”) Prozess, bei dem wir den physischen Zustand eines anderen Menschen spontan mit unserem eigenen Körper simulieren und uns so in den anderen hineinfühlen und -denken können. Heute wird der Zusammenhang zwischen Imitation/Synchronisation und sozialer Kognition mit psychologischen und neurowissenschaftlichen Methoden untersucht (z.B. Chartrand & Lakin, 2013). Um den Zusammenhang von interpersoneller Imitation/Synchronisation und Empathie zu untersuchen, vergleichen wir u.a. Sportarten, bei denen dyadisches Synchronisieren von Bewegungen einen zentralen Stellenwert hat (Capoeira, Tango Argentino), mit Sportarten, die weniger zwischenmenschliche Synchronisation erfordern, aber ansonsten in Bewegungsqualitäten und Setting ähnlich sind (Break Dance, Salsa). Dabei untersuchen wir sowohl das spontane Simulieren körperlicher Zustände als auch kognitive und emotionale Empathie. Besonders relevant ist der Zusammenhang körperlicher und sozialer Prozesse mit Blick auf Erklärungsmodelle und Therapieansätze für psychische Störungen, die mit einer Beeinträchtigung der sozialen Interaktion einhergehen. Daher untersucht ein weiteres Projekt in Kooperation mit Dr. Merle Fairhurst die spontane Tendenz zur Imitation und Synchronisation von Bewegungen bei Menschen im Autismus-Spektrum. In einem interdisziplinären Team (Psychiatrie, Psychologie, Tanzpädagogik, Choreografie) haben wir eine 10-wöchige imitations-und synchronisationsbasierte Tanz-/Bewegungsintervention zur Stärkung von Empathiefunktionen für Erwachsene aus dem Autismus-Spektrum entwickelt (Behrends, Müller, & Dziobek, 2012), und mittels behavioraler, quantitativer und qualitativer Methoden evaluiert. Befunde aus neurowissenschaftlicher und behavioraler Forschung deuten darauf hin, dass besonders in Situationen, in denen der eigene emotionale, kognitive oder physische Zustand von dem der anderen Person abweicht, Perspektivübernahme nicht allein durch Simulationsprozesse erfolgen kann, sondern mit einer klaren mentalen Differenzierung zwischen dem Selbst und Anderen einhergehen muss. In Kollaboration mit Prof. Tania Singer und Ferdinand Hoffmann vom Max-Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften wird untersucht, ob Menschen mit Autismus beim Teilen von Emotionen ähnlich wie beim Verstehen mentaler Zustände (Theory of Mind) verstärkt von ihrem eigenen Zustand ausgehen, und welche neuronalen Netzwerke an dieser (fehlenden) Differenzierung beteiligt sind.